Mehr als ein Stück Stoff – warum manche Bäume in Thailand und anderen asiatischen Ländern mit Stoffstreifen aus Mönchsroben umwickelt sind, und wie sich hier Spiritualität und aktiver Umweltschutz verbinden.
Wer Thailand bereist hat, erinnert sich vielleicht an einen solchen Anblick: majestätische, alte Bäume, deren Stämme mit orangefarbenen Stoffstreifen umwickelt sind. Bei diesen Bäumen handelt es sich um geweihte Bäume, und sie sind Teil eines bemerkenswerten Projekts, das auf eine ganz spezielle und sehr interessante Weise dem Schutz unserer natürlichen Umwelt dient.
Thailands „ökologische Mönche“ („phra nak anuraksa“)
Bereits seit den 1970er Jahren spielen thailändische Mönche eine aktive Rolle im Umweltschutz, die sich in den Achtzigern und Neunzigern noch deutlich ausweitete. Dabei verbinden sie traditionelle buddhistische Praktiken damit, Bewusstsein für die Bedeutung von natürlichen Lebensräumen und für deren Erhalt zu schaffen und die Menschen zu einem respektvolleren Umgang mit der Natur zu inspirieren. Was als kleine Grassroots-Bewegung begann, erzeugte schließlich so viel Aufmerksamkeit, dass es bis in die Politik hineinwirkte.
Schon 1975 begann ein Mönch namens Phrakhru Pitak Nanthakun, sich in Nord-Thailand für den Schutz der Wälder einzusetzen. 1988 gründete er den Kew Muang Conservation Club, um den Wald rings um sein Heimatdorf vor der fortschreitenden Abholzung zu schützen. Im gleichen Jahr wurde vom Abt eines Waldklosters in der Provinz Phayao die erste Baumweihung durchgeführt. Dadurch wird der geweihte Baum – für alle sichtbar durch die Anbringung eines Stoffes, wie er auch für Mönchsroben verwendet wird – als heilig gekennzeichnet. So wie traditionell jeder geweihte Mönch mit höchstem Respekt behandelt werden muss und es als karmisch äußerst ungünstig gilt, sich ihm gegenüber Verfehlungen zu erlauben, während jede Wohltat, die man ihm angedeihen lässt, als segensbringend betrachtet wird, gebührt auch einem geweihten Baum eine solch umsichtige Behandlung. Ein geweihter Baum, so also der Gedanke, wird von den Menschen höchstwahrscheinlich nicht angetastet werden – somit genießt er durch das Weihritual nicht allein einen spirituellen Schutz, sondern auch einen ganz konkreten, handfesten Schutz vor der Abholzung.
Nach der ersten Ordinierung gab es einen Aufschrei, und manche forderten sogar die Absetzung des Abtes, da sie ihn für verrückt oder die Weihe für frevelhaft hielten. Doch schon bald fand diese besondere Maßnahme Verbreitung und wurde von Mönchen auch an anderen Orten eingeführt.
Um illegale Holzfällerei einzudämmen, wurden Baumweihzeremonien […]