Die Qualitäten Vertrauen, sinnvolle Anstrengung, Achtsamkeit, Samadhi und Weisheit als Grundlagen und Ziele der Meditation – Einblicke in ihr Wesen und ihre Bedeutung.
Jeder bringt unterschiedliche Voraussetzungen für die spirituelle Praxis (Sadhana) mit. Der eine versucht schon seit Jahrzehnten zu meditieren, schafft es aber trotzdem kaum, die Affen im Kopf zur Ruhe zu bringen; jemand anderer dagegen meditiert, obwohl er noch nie etwas darüber gehört oder gelesen hat. Es hat also keinen Sinn, sich mit anderen zu vergleichen. Es kann jedoch sehr hilfreich sein, über fünf Qualitäten zu reflektieren, die nicht nur die Grundlagen, sondern auch das Ziel der Meditation beschreiben.
Im Satipatthana-Sutta, der wichtigsten Lehrrede des Buddha über Achtsamkeit, werden diese Eigenschaften mit Bala bezeichnet, was sowohl „Kind“ (vergleiche: Balasana) als auch „Kraft“ bedeutet. Diese Doppeldeutigkeit beschreibt die unvergleichliche Macht, die ein junger Mensch in sich hat. Ohne diese Kräfte zu entwickeln, werden wir früher oder später vom meditativen Pfad abkommen, egal, um welche Praxisform oder Tradition es sich handelt. Auch wenn folgende Auflistung aus dem Buddhismus stammt, werde ich relevante Zusammenhänge zu anderen Weisheitstexten und zum Yoga herstellen. Ich hoffe, dass es mir zumindest ansatzweise gelingen wird, ein so komplexes Thema nachvollziehbar zu präsentieren.
Die 5 spirituellen Kräfte
(Bala)
1) Vertrauen
(Pali: Saddha / äquivalenter Sanskrit-Begriff: Bhakti)
2) Sinnvolle Anstrengung
(Pali: Viriya / äquivalenter Sanskrit-Begriff: Tapas)
3) Achtsamkeit
(Pali: Sati / Sanskrit: Smrti)
4) Samadhi
(= Pali / Sanskrit)
5) Weisheit
(Pali: Panna) / Äquivalenter Sanskrit-Begriff:
Jnana / Atma-Vichara)
(sprachlich geht „saddha“ auf Sanskr. „shraddha“ zurück, „viryia“ auf „virya“ und „panna“ auf „prajna“, hier wurden jedoch die inhaltlich äquivalenten Begriffe gewählt; Anm. d. Red.)
1) Vertrauen und Hingabe (Sadha):
Auch wenn im Westen Intelligenz als wichtigstes Gut „verstanden“ wird, werden im Osten Saddha bzw. Bhakti als Schlüsselqualität gesehen, mit denen sich die Tore zur Spiritualität am leichtesten öffnen lassen. Manchmal müssen wir unzählige schlaflose Nächte verbracht, viele Tränen vergossen oder die ganze Palette von Leid durchlitten haben, bevor wir dieses feine Pflänzchen in uns entdecken und zur Entfaltung bringen können. Dann wird es uns leicht fallen, Hingabe gegenüber einer Lehre, einem Lehrer, Gott oder gegenüber einer anderen Kraft zu erfahren, die wir großartiger als unser Ego […]