Trendsetter im Ernährungsbereich haben inspirierende Projekte gestartet, um den Verpackungswahn zu stoppen und die Essensverschwendung zu begrenzen.
Wer gibt schon sein Geld gerne für Wasser aus?“ fragt Rafael Kugel eher rhetorisch. Denn, wie er beobachtet hat, besteht der Apfelsaft im Handel zu über 80% aus Wasser. Dieses Wasser bezahlen Kunden teuer mit unnötiger Verpackung, und sie tragen schwere Kisten nach Hause, um diese anschließend wieder – gegen umständliche Rückgabe von Pfandgeld – in den Supermarkt zurückzuschleppen. Hier setzt Kugels Geschäftsidee an. Bio-Apfelsaftkonzentrat aus hochwertigen Äpfeln aus dem Bodenseegebiet – ebenfalls im Drei-Liter-Pappkarton – bietet der Gründer seinen Kunden an. Das ist leichter zu transportieren, und jeder kann sich „seinen“ Apfelsaft in der Küche innerhalb von Sekunden mit Wasser zurechtmixen. Ein Teil Konzentrat, fünf Teile Wasser, fertig! Die Drei-Liter-Box lässt sich online bestellen, wobei drei Liter Konzentrat, die für 24 Liter Apfelsaft reichen, 24 Euro kosten. Ein Liter selbstgemachter Apfelsaft kostet somit 1 Euro. In Bio-Qualität, wohlgemerkt. Das Konzentrat ist durch das „Bag in the Box“-Prinzip lange haltbar und enthält natürlich keinerlei Konservierungsstoffe.
„Man hat die Wahl zwischen naturtrübem Apfelsaft und klarem Apfelsaft. Daneben gibt es auch Konzentrate von Orangensaft, Apfel-Johannisbeer-Saft, Apfel-Sauerkirsch-Saft, Birnensaft“, so Kugel. Für Veranstaltungen bietet Ratiodrink die „Konferenzflasche“ an – eine persönliche Glasflasche mit Bügelverschluss, mit der jeder an der Zapfstelle seine Getränke zapfen und individuell mit Wasser mischen kann.
Mit Tupperbox zum Supermarkt
Den Verpackungsmüll reduzieren will auch der Laden Original Unverpackt in Berlin. Hier sollte man zum Einkaufen Behältnisse selbst mitbringen – seien es Flaschen, Dosen, Tüten oder Büchsen. Jede Verpackung wird am Eingang gewogen, dann kann man sie nach Herzenslust befüllen. Das Angebot reicht von Nudeln, Reis und Körnern über Wein und Öl bis zu frischem Obst, Gemüse und Brot. Am Ende wird die gefüllte Packung abermals gewogen, und man zahlt den Preis nach Gewicht. „Fleisch oder Wurst darf allerdings nicht lose verkauft werden, die deutschen Hygienevorschriften sehen hier immer eine Verpackung vor“, sagt Milena Glimbovski (26), die den Laden im Jahr 2014 gründete. Wer spontan vorbeikommt, der kann aber auch Baumwollbeutel oder Flaschen kaufen, die man dann mehrmals nutzen kann. Wer übrigens glaubt, dass die Deutschen umweltbewusst leben und möglichst wenig Verpackungsmüll produzieren, irrt gewaltig: Heute werden rund doppelt so […]