In Teil 2 der Pranayama-Serie schauen wir genauer auf die Energieflüsse im Körper und lernen die aufbauende Praxis der Ujjayi-Atmung kennen.
Prana ist die treibende Kraft im Atem und im Körper und als solche in ständiger Bewegung. Pranayama ist demzufolge die Technik, durch die die Quantität von Prana im Körper zu einer höheren Frequenz geführt wird. In der yogischen Schrifttradition ist überliefert, dass es einen feineren, inneren Körper geben muss, in dem eine ständige energetische Bewegung stattfindet, die sich sichtbar im äußeren Körper manifestiert. Diesen inneren Körper bezeichneten die Weisen als Pranamaya-Kosha (auf die Koshas werden wir in Teil 3 dieser Serie noch detailliert eingehen). Er bildet das feine Netzwerk für den Fluss von Prana.
Wenn wir unsere Feinwahrnehmung des Inneren durch regelmäßiges Üben schulen, können wir diesen lichtvollen Körper wahrnehmen, durch den Energie in tausenden ganz feinen, kabelähnlichen Verästelungen fließt. Diese nervenbahnähnlichen Verästelungen werden Nadis genannt. Je nach Quelle finden wir in der Literatur unterschiedliche Zahlenangaben zu den Nadis, nämlich zwischen 72.000 und 350. 000. Sie verteilen Prana und Bewusstsein zu jeder Zelle unseres Körpers. Die Nadis funktionieren auf feinstofflicher Ebene, manchmal sogar außerhalb der physischen Grenzen unseres Körpers.
In unserem Körper gibt es drei nadische Hauptströme. Zwei von ihnen, Ida– und Pingala-Nadi, sind direkt mit einem Nasenloch und der zugeordneten Energie verbunden. Sie überkreuzen sich auf dem dreidimensionalen Weg nach unten zum Beckenboden – zur Basis der Wirbelsäule, wo die dritte Nadi beginnt: Sushumna-Nadi. Ida- und Pingala-Nadi verstehen sich als positive und negative Ströme von pranischer Energie, die bei ihren Schnittpunkten die Energie der sich drehenden Chakras generieren.
Das Gleichgewicht zwischen diesen Energieströmen beeinflusst stark unser Wohlbefinden. Durch unsere Praxis können wir diese Energieströme ausgleichen und uns damit sowohl geistig als auch physisch unserem höchsten Energielevel nähern. Wenn keiner der Ströme mehr dominant ist, beginnt Prana als befreiender Strom im Hauptkanal, Sushumna-Nadi, aufzusteigen und führt uns in ein tiefes Stadium der Meditation.
Wir möchten den Atem empfangen, mit der Wahrnehmung, geatmet zu werden – der Atem ist ein Geschenk. Durch dieses Geschehenlassen wird unsere Körperwahrnehmung feiner, und der Ujjayi-Klang wird immer gleichmäßiger.
Mit der Ujjayi-Atmung zum Tor der Meditation
Die Ujjayi-Atmung gilt als die Basisatmung einer regelmäßigen […]