Das aromatische Kernholz des Balsambaumgewächses Bursera graveolens gehört zu den wichtigsten Räucherwerken der südamerikanischen Heiler und Schamanen – fast keine traditionelle Zeremonie kommt ohne den Einsatz dieses besonderen Holzes aus.
Es ist schon einige Jahre her, dass ich zum ersten Mal den köstlichen Duft des geräucherten Palo-Santo-Holzes gerochen habe, aber ich erinnere mich noch gut, dass ich vom ersten Moment an sehr angetan war. Daran hat sich bis heute nicht viel geändert, und je intensiver ich mich mit diesem Holz beschäftige, desto faszinierender finde ich es. Ganz besonders auch, was die vielfältigen Wirkeigenschaften betrifft, die bei entsprechender Anwendung zweifelsohne auch geistbewegender Natur sein können. Natürlich ist es aber auch der besondere und an eine Kombination aus Weihrauch, Kokos und Zimt erinnernde Duft, der mir sehr zusagt. Ebenso die Tatsache, dass sich eine Palo-Santo-Räucherung für unterschiedlichste Anlässe anbietet: So lässt sich das Holz schlicht zur Wohnraumbeduftung sowie als entspannende Einschlafhilfe räuchern, aber auch zur rituellen Reinigung, aus Schutzaspekten oder als Meditationshilfe, und wenn man sich gerade in einem Gebiet mit vielen Moskitos befindet, dann lassen sich die kleinen Plagegeister sehr gut mit dem duftenden Räucherrauch auf Abstand halten.
Die aus dem Spanischen stammende Bezeichnung Palo Santo ist keine Übersetzung eines lokalen, volkstümlichen Pflanzennamens, sondern sie stammt von den spanischen Kolonialisten. Vermutlich waren es Mönche aus der Zeit um 1500 n. Chr., die von diesem Holz so begeistert waren, dass sie es „Palo Santo“ („heiliges Holz“) nannten. Allerdings bezieht sich diese Bezeichnung nicht ausschließlich auf das aromatische Holz von Bursera graveolens, denn auch andere Hölzer werden „Palo Santo“ genannt und unter dieser Bezeichnung gehandelt.
Botanik
Bursera graveolens (für den es keinen deutschen Namen gibt) ist ein Laubbaum aus der Familie der Balsambaumgewächse (Burseraceae), der eine maximale Wuchshöhe von 15 Metern erreichen kann und dessen Verbreitungsgebiet sich über weite Teile Südamerikas erstreckt; das meiste im internationalen Handel umläufige Holz stammt jedoch aus Peru und Ecuador. Die schlanken Bäume wirken sehr knorrig, wie es für die Balsambaumgewächse typisch ist, und bilden nur zu Beginn der Regenzeit ihr Blattwerk aus. Bursera graveolens ist zweihäusig, was bedeutet, dass es rein männliche und rein weibliche Exemplare gibt. Die männlichen Bäume werden mit einem Lebensalter von bis zu zweihundert Jahren zwar deutlich älter, jedoch sind die weiblichen […]