Die Achtsamkeitspraxis kommt heutzutage in vielfältiger Weise zur Anwendung. Gleichwohl handelt es sich um viel mehr als um eine bloße Technik, die Stress reduziert. Dieser Beitrag gibt Einblicke in den ursprünglichen Kontext der Achtsamkeit.
Die Achtsamkeit ist ein wesentlicher Aspekt von Buddhas Lehre und auch der Namensvetter einer Reihe von Techniken, deren Ziel es ist, allgemein verbreitete Leiden zu lindern. In diesem Zusammenhang wird die Achtsamkeit zum Beispiel von Jon Kabat-Zinn, dem Begründer von MBSR (= Mindful-Based Stress Reduction / achtsamkeitsbasierte Stressreduktion), folgendermaßen definiert: „Achtsamkeit ist die gesteigerte Form der Aufmerksamkeit. Sie ist das Bemühen, mit allen Sinnen gegenwärtig zu sein. Ohne Wertung. Ohne Kommentar.“ Damit ist gemeint, dass wir uns zum Beispiel bei der Gehmeditation nur auf das Gehen konzentrieren, und beim Essen nur auf das Essen. Eine solche Vorgehensweise ist gerade in der heutigen Zeit wichtig und hilfreich, weil wir so sehr zur Zerstreuung unseres Geistes tendieren und durch die Achtsamkeit lernen, wieder mehr bei dem zu sein, was wir gerade tun. Diese Definition ist aber nur eine von vielen. Unter buddhistischen Gelehrten und westlichen Wissenschaftlern gibt es unterschiedlichste Auffassungen. Einige legen den Schwerpunkt auf die Aspekte der Achtsamkeit, die Leid lindern sollen (je nach persönlichem Ziel und Wunsch verwendet man die Achtsamkeit, um sich von kurzfristigem, chronischem oder umfassenden Leid zu befreien), wohingegen andere ausdrücklich das komplexe und dynamische Zusammenspiel verschiedener Faktoren anerkennen, einschließlich der kognitiven, emotionalen, sozialen und ethischen Aspekte.
Auch im Rahmen der heutigen Anwendung ist es immer wieder gut, sich an die Wurzeln der Achtsamkeitspraxis zu erinnern. Diese geht auf Siddhartha Gautama zurück. Der Legende nach wuchs Siddhartha, der spätere Buddha, wohlbehütet im Reich seiner Eltern auf, lebte 29 Jahre in Luxus, verschont vom Leid, das zum Leben gehört. Gleichzeitig und trotzdem kämpfte er ähnlich wie wir mit den täglichen Herausforderungen des menschlichen Lebens, das ein Wechselspiel zwischen Ablehnung und Anhaftung ist. Eines Nachts machte er einen Ausflug, bei dem er einen Greis, einen Fieberkranken, einen Leichnam und einen Wandermönch sah. Diese Erfahrungen machten ihm bewusst, dass kein Mensch vor Krankheit, Alter und Tod verschont bleibt. Am meisten aber beeindruckte den jungen Mann bei dieser Begegnung der Mönch, der unberührt blieb von dem Leid, das sich ihm zeigte. Stattdessen strahlte […]