Achtsamkeit ist derzeit in aller Munde. Der Verleger Lienhard Valentin entdeckte sie bereits vor drei Jahrzehnten und stellt mit seinem Arbor Verlag die wohl besten Bücher in diesem Bereich zur Verfügung. YOGA AKTUELL traf ihn, um mit ihm über die Praxis der Achtsamkeit und eventuelle Fallen zu sprechen.
Ich bin ein vehementer Verfechter der Ansicht, dass letztlich niemand von außen sagen kann, was für einen Menschen der richtige innere Weg ist.
INTERVIEW
YOGA AKTUELL: Du hast den Arbor Verlag gegründet, einen der ältesten und renommiertesten deutschsprachigen Verlage in Sachen Achtsamkeit. Wie bist du dazu gekommen, als Verleger zu arbeiten?
Lienhard Valentin: Zum Verlag kam es vor 31 Jahren wegen zwei Büchern, die kein Verlag machen wollte. Ich hatte von nichts eine Ahnung (lacht). Ich dachte mir: „Wenn die Bücher niemand verlegen will, dann muss ich es wohl selbst machen!“ So hat es angefangen, und bis zum Jahr 2006 hat es sich sehr langsam entwickelt. Bis dahin war ich ehrenamtlich tätig und habe mein Erbe verpulvert. Mittlerweile trägt es mich mit, aber in den Anfängen hätte ich nicht davon leben können. Dass sich der Verlag so stark in Richtung Achtsamkeit entwickelt hat, war nicht geplant. Seit 30 Jahren mache ich Vipassana-Meditation, so dass zu Beginn bereits viele Bücher über Meditation im Sortiment waren. Ansonsten lag mein Augenmerk mehr auf Büchern zum Leben mit Kindern.
Und da ich mit Eltern arbeite und ihnen Achtsamkeit vermittle, bin ich vor ca. 20 Jahren auf Jon Kabat-Zinn aufmerksam geworden. Wir haben das Buch von ihm und seiner Frau „Mit Kindern wachsen“ auf Deutsch herausgebracht und ihn vor fast 19 Jahren das erste Mal eingeladen. Seitdem laden wir ihn regelmäßig ein und organisieren auch die anderen Weiterbildungen für das Center for Mindfulness. Alles Weitere hat sich daraus ergeben.
Gib uns bitte die für dich griffige Definition von Achtsamkeit.
Achtsamkeit ist für mich eine liebevolle, nicht urteilende Präsenz im gegenwärtigen Moment. Das Wort „Selbsterinnerung“ gefällt mir allerdings noch besser als das Wort „Achtsamkeit“. Bei der Selbsterinnerung erinnert man sich seiner selbst und ist sich seiner selbst auch bewusst. Im Pali heißt „sati“ Erinnerung. Dem Wort „Achtsamkeit“ gegenüber habe ich gemischte Gefühle, weil es immer unterschwellig transportiert: „Pass auf! […]