Was wir von der Liebe zwischen Göttin und Gott lernen können: die Bedeutung des Spiels zwischen Krishna und den Gopis, und warum Radhas Liebe zu Krishna das leuchtende Vorbild der von uns allen ersehnten höchsten Gottesliebe ist.
Wenn man über die Liebe spricht, sollte man auch die Liebe zu Göttin-Gott betrachten. Als Menschen richten wir unsere Liebe in erster Linie auf andere Menschen, auf unsere Freunde, Eltern und unsere romantischen Liebespartnerinnen und -partner. Wir lieben auch unseren Hund oder unsere Katze, unsere Heimat, unseren Job, unser Auto oder Fahrrad, vielleicht sogar den alten Schaukelstuhl von unserer verstorbenen Oma, oder Erdbeeren mit Schlagsahne. In allen diesen Beziehungen kommt Liebe zum Ausdruck. Wie steht es aber mit der Liebe zu Göttin-Gott? Wie fühlt sie sich an? Und was fühlen Göttin-Gott?
Es wird uns erzählt, dass Gott uns liebt. Welcher Art ist seine Liebe? Ursprünglich verbindet uns mit Göttin-Gott eine natürliche Liebe, die wir kultivieren können. Wenn wir in eine Beziehung mit Göttin-Gott eintreten, ist es uns möglich, ihre Liebe für uns zu fühlen und zu erfahren. Und wenn wir über die Spiele von Göttin und Gott hören, die sie miteinander ausführen, können wir etwas von der Liebe spüren, die Göttin und Gott füreinander empfinden. In der altindischen, vedischen Tradition wird Liebe mit dem Sanskrit-Wort Bhakti benannt. Die vom Yogi praktizierte Liebe zu Göttin-Gott nennt sich Bhakti-Yoga.
Eine Geschichte aus dem 16. Jahrhundert
Einst saßen in Indien zwei Freunde1 zusammen, um über die Dinge zu sprechen, die sie brennend interessierten. Sie hatten sich an einen abgelegenen Ort zurückgezogen, an dem sie die ganze Nacht hindurch ungestört redeten und in die Ekstase der Gottesliebe eintauchten.
Chaitanya fragte seinen Freund Ramananda: „Was ist das endgültige Ziel des Lebens?“ Ramananda antwortete: „Das höchste Ziel besteht darin, die vorgeschriebenen Pflichten seiner gesellschaftlichen Stellung zu erfüllen.“ Chaitanya war damit nicht zufrieden: „Das ist äußerlich, du solltest mir lieber ein anderes Mittel empfehlen.“
Ramananda schlug eine Alternative vor: „Die Ergebnisse seiner Tätigkeiten Gott darzubringen, ist die Essenz aller Vollkommenheit.“ Aber Chaitanya wiederholte seine Aussage: „Das ist äußerlich, du solltest mir lieber ein anderes Mittel empfehlen.“ Ramanandas dritte Antwort war: „Die vorgeschriebenen Pflichten der Gesellschaft aufzugeben und ein Leben in völliger Freiheit […]