Osho und die freie Liebe: sexuelle Freiheit als Weg der Transformation und des Wachstums – Erinnerungen aus Poona.
Für viele Sinnsuchende aus den 1968er und -70er Jahre war Bhagwan Shree Rajneesh ein Guru und Erlöser. Andere sahen in ihm einen Seelenfänger. Auch wenn er noch so umstritten war, hat er maßgeblich an der sexuellen Befreiung einer ganzen Generation – und weit darüber hinaus – mitgewirkt.
Vorab ein paar Fakten: Bhagwan, der sich in späteren Jahren Osho nannte, wurde 1931 geboren und starb 1990. In Poona gründete er einen Ashram, der ab 1974 zum größten Therapiezentrum der Welt wurde und heute noch zu den weltweit größten Meditationszentren zählt. Bhagwan hatte weltweit ca. 350.000 Schüler, etwa 40.000 davon stammten aus Deutschland. Spekuliert wird über seine Todesursache: Die Einen behaupten, dass er von der US-Regierung ermordet wurde, andere Stimmen sagen, er hätte sich eine Todesspritze geben lassen.
Innovativ und provokativ
Bhagwans Ashram in Poona wurde in den 1970er Jahren zum Magneten für zivilisationsmüde Prominente, neugierige junge Menschen und von der Entwicklung im Westen enttäuschte Intellektuelle. Diejenigen, die zutiefst berührt von Bhagwans Lehre waren und seine Schüler wurden, nannten sich Sannyasins, kleideten sich in Rot und trugen eine Mala mit einem Portrait ihres Gurus.
Eine zentrale Rolle im Ashram spielte die einzigartige Verbindung aus westlichen Therapietechniken und östlichen Meditationsformen. Viele Therapeuten aus Europa und Amerika fühlen sich von dieser Kombination angezogen. Sie waren fasziniert von Oshos indischem Charisma und betonten immer wieder, dass er der einzige spirituelle Meister sei, der das Konzept der ganzheitlichen Psychologie vollkommen durchdrungen hatte. Wie kein anderer war er in der Lage, Menschen aus ihrem eng gespannten Ich-Bewusstsein auf höhere Bewusstseinsebenen zu bringen und sie darin zu unterstützen, tiefe Transformation zu erfahren.
Bhagwan arbeitete innovativ und provokativ gleichermaßen und entwickelte Selbsterfahrungsgruppen, die dazu dienen sollten, eine innere Befreiung und Transformation zu erlangen. Angeboten wurden u.a. Encounter-Gruppen und Seminare, bei denen die Frage „Wer bin ich?“ aufgeworfen wurde. Unter dem Begriff „Neo-Tantra“ wurden Tantra-Workshops gehalten, bei denen Sex mit wechselnden Partnern angeregt wurde. Die Lehre Bhagwans besagte hier, dass dies helfen würde, eigene sexuelle Blockaden aufzulösen und die sexuelle Energie des Beckenbereichs zu wecken und zu einem kosmischen Bewusstsein zu transformieren. Denn erst durch die […]