Heilung als Integration von Fehlendem und als Verstehen der Spielregeln des Lebens: Wie man Krankheitssymptome als Symbole erkennen und als Chance nutzen kann, um ganz zu werden und sich harmonisch dem Kosmos unterzuordnen.
Tatsächlich wissen wir wissenschaftlich gar nicht, wie Heilung funktioniert. Die alten Ärzte waren der Ansicht, der Arzt pflege lediglich, während die Natur heile: medicus curat, natura sanat. Erst die moderne Schulmedizin entwickelte die arrogante Idee, Mediziner könnten heilen. Aber ist das wirklich Heilung, was in modernen Gesundheitsfabriken produziert wird? Paracelsus glaubte noch, es sei der Archeus, der innere Arzt, der Heilung bewirke. Diese deutlich demütigere Haltung haben inzwischen jedoch auch viele Naturheilkundler aufgegeben. Dabei müssen sich selbst Chirurgen, die sich noch am ehesten für die Heilung mittels Reparatur verantwortlich fühlen könnten, manchmal von Mutter Natur eines Besseren belehren lassen, wie ihre alte Weisheit: „Operation gelungen, Patient tot“ verrät. Offensichtlich braucht es für Heilung mehr, als technisch alles richtig zu machen. Vieles ist noch heute einfach Erfahrungsmedizin, sogar in der Schulmedizin. In der Naturheilkunde ist überhaupt das allermeiste Erfahrungsheilkunde, in der Psychotherapie praktisch alles. Niemand kann biochemisch erklären, wie Worte heilen. Tatsächlich ist es insofern von der Psychotherapie zur Geistheilung nicht weit. Zu heilen ist jedenfalls ein hoher Anspruch. Heilung macht Betroffene offensichtlich heiler, ganzer und vollkommener, vollständiger und zum Schluss sogar ganz heil – sogar heilig? Insofern sind das Unterdrücken von Symptomen und das Wegschneiden von krank gewordenen Teilen sicherlich kein Beitrag zum Heil- und Ganzwerden. Es sind bestenfalls Notfallmaßnahmen, um noch Schlimmeres zu verhindern.
Ganz bei sich und in der eigenen Mitte ruhend, galt der Mensch als heil und als sowohl bei sich als auch bei Gott. Insofern galt alles, was zur Mitte führte, auch als Heilmittel und als Medizin.
Seelisches Wachstum fördern
Früher wollten unsere ärztlichen Vorfahren Patienten in ihre Mitte bringen, weshalb Medi-zin noch denselben Wortstamm wie Medi-tation hat. Beide hatten ursprünglich das Ziel, Betroffene in ihre Mitte zu lenken. Damals hieß Heil-Mitte-l noch re-medium, lateinisch für zurück zur Mitte. Ganz bei sich und in der eigenen Mitte ruhend, galt der Mensch als heil und als sowohl bei sich als auch bei Gott. Insofern galt alles, was zur Mitte führte, auch als Heilmittel und als Medizin. Das […]