Schon der Besuch einer üblichen Yogastunde kann therapeutisch wirken, denn seit etwa 1500 Jahren integriert Yoga therapeutische Aspekte. Moderne Yogatherapie hat sich von diesen Anfängen ausgehend entscheidend weiterentwickelt. Doch die Essenz des Yoga bleibt bewahrt.
Yoga ist Therapie
Ursprünglich ging es im Yoga um die geistige Klarheit. Doch seit etwa 1500 Jahren wurde der Ansatz des Yoga immer ganzheitlicher. Die Yogis der damaligen Zeit beobachteten, wie Körper und Geist zusammenhängen. Für einen klaren Geist ist ein ausbalancierter Körper hilfreich. So wurde auch die körperliche Gesundheit mehr und mehr zu einem Ziel der Yogapraxis. Die Übungstechniken bezogen Körper und Geist zunehmend gleichermaßen mit ein.
Die meisten Menschen, die heute Yoga üben, tun dies – mit unterschiedlicher Gewichtung – aus beiden Gründen: Dem Einen geht es vor allem um die physische Gesundheit. Er wählt jedoch Yoga, anstatt beispielsweise Fitnessgymnastik, weil er dieses Bestreben mit einem meditativen Aspekt verbinden möchte. Einem anderen geht es vor allem um ein spirituelles In-Kontakt-Kommen mit sich selbst. Er wählt Yoga, anstatt beispielsweise einer reinen sitzenden Meditation, weil ihm auch der Körper wichtig ist.
Yoga, wie er heute üblicherweise praktiziert wird, möchte Körper und Geist gemeinsam in Harmonie führen. Er ist daher Therapie! So gesehen, könnten wir das Wort „Therapie“ in „Yoga-Therapie“ auch weglassen – die Bedeutung ist immer noch die gleiche.
Yoga – die Anti-Therapie
Allerdings hat Yoga einen völlig anderen Ansatz als herkömmliche Therapien. Denn Therapie ist definiert als zielgerichtetes Handeln eines Therapeuten, um die zuvor diagnostizierte Krankheit eines Patienten zu heilen. Fast alle Punkte treffen auf eine übliche Yogapraxis oder Yogastunde jedoch nicht zu:
- YOGA BENÖTIGT KEINE DIAGNOSE: Wir üben Yoga nicht, um eine zuvor dia-
gnostizierte Erkrankung zu heilen, sondern um die Gesamtgesundheit und das Wohlbefinden von Körper und Geist zu unterstützen. - IM YOGA GIBT ES WEDER EINEN THERAPEUTEN NOCH EINEN PATIENTEN: Der Lehrer heilt nicht mit gezielten Techniken. Vielmehr zeigt er dem Schüler, wie dieser selbst für seine Gesundheit und sein Wohlbefinden aktiv werden kann.
Daher ist Yoga zugleich auch das genaue Gegenteil von Therapie. Die beiden im Wort „Yoga-Therapie“ zusammenkommenden Worte sind, so gesehen, das genaue Gegenteil voneinander.
Yoga, wie er heute üblicherweise praktiziert wird, möchte Körper und Geist gemeinsam in Harmonie führen. Er […]