Grundlagenwissen über die klassische indische Yogatherapie: vier Modelle vom Menschen in seiner Ganzheit, auf denen der traditionelle Ansatz basiert.
Traditionelle Heilmodalitäten wie Yoga und Ayurveda bieten eigene, einzigartige Sichtweisen auf den menschlichen Körper, auf Gesundheit und Krankheit. Wenn Yogalehrer die Yogatherapie hauptsächlich aus dem Blickwinkel westlicher Medizin betrachten und sich vorwiegend nur mit dem Muskel-Skelett-System befassen, ist das nicht nur falsch, sondern auch für den Patienten unzureichend. Yogatherapeuten müssen die Krankheit aus yogischer Sicht verstehen lernen und Werkzeuge wählen, die mit der eigenen Philosophie im Einklang stehen. Die Yogatherapie ist hunderte von Jahren älter als die moderne Medizin und muss als eigene Form verstanden und respektiert werden.
Während mehrere Modelle in der Philosophie der Yogatherapie existieren, habe ich vier der wichtigsten für diesen Artikel ausgewählt, um einen Einblick in die traditionelle Perspektive der Yogatherapie zu geben.
1) Das Panchamaya-Modell
Das vielleicht älteste Modell, um den menschlichen Körper zu verstehen, stammt aus der Taittiriya-Upaniṣhad, welche unsere Struktur als multidimensionales holistisches Konstrukt aus fünf Dimensionen begreift. Diese fünf Dimensionen sind annamaya (physiologisch), pranamaya (energetisch), manomaya (emotional), vijnanamaya (intellektuell) und anandamaya (spirituell).
Alle diese fünf Dimensionen sind wechselseitig miteinander verbunden und beeinflussen sich gegenseitig. Ungleichgewicht erzeugt Krankheit, während Balance als Grund für Gesundheit gewertet wird. Krankheit kann sich zudem in einer Dimension zeigen, obwohl sie ihre Ursache auf anderer Ebene hat.
Als Beispiel könnte man jemanden nehmen, der unter Stress in der Arbeit leidet. Eine Angestellte könnte ihren Boss als schikanierend empfinden, was ihre Emotionen stark beeinflusst. Das kann sich als überschüssige Säure in ihrem Verdauungstrakt manifestieren. Solange der emotionale Stress existiert, wird sich auch an der Säure nichts verändern. Wenn wir das Symptom nur als physiologisches Problem begreifen, helfen wir ihr daher nicht.
Das Panchamaya-Modell hilft uns, unseren Geist für die übergreifenden Zusammenhänge im menschlichen Konstrukt offen zu halten, damit wir einen richtigen, einzigartigen Lösungsansatz für ein bestimmtes Individuum finden können.
2) Das Chakra- und Nadi-Modell
Unser System wird von einem Netzwerk an Energiezentren durchzogen, die man Chakras nennt. Diese sind untereinander durch subtile Kanäle verbunden, die man als Nadi bezeichnet. Durch die Nadis fließt die Energie von den Chakras zu den unterschiedlichen Teilen und Dimensionen unseres Körpers, seien es […]