Über das gesundheitsfördernde Potenzial der yogischen Atemtechniken – grundlegende Erkenntnisse und die acht Pranayamas aus der Hatha-Yoga-Pradipika im Überblick.
Maharshi Patanjali betont in der vierten Stufe des Ashtanga-Yoga die Bedeutung von Pranayama. Im zweiten Kapitel (Pada), Zeile (Sutra) 28, sagt er, dass die Verunreinigungen des Körpers verschwinden und sich ein neues Gewahrsein einstellt, wenn man die acht Glieder des Yoga praktiziert. Diese acht Stufen, die es zu praktizieren und zu erfahren gilt, legt er im Text genauer dar. Es handelt sich um:
1. Yama
2. Niyama
3. Asana
4. Pranayama
5. Pratyahara
6. Dharana
7. Dhyana
8. Samadhi
Patanjalis Definition von Pranayama umfasst den Hinweis, dass du – sobald du die Meditationshaltung gemeistert hast und für längere Zeit regungslos sitzen kannst – versuchen sollst, die Ein- und die Ausatmung zurückzuhalten. Er fügt hinzu, dass es für das Zurückhalten des Atems (Stambha) drei Möglichkeiten gibt: nach der vollen Einatmung, nach der vollen Ausatmung und dazwischen (YS II, 50). Patanjali fährt dann mit weiteren Erklärungen der Praxis fort. Die Frage, mit der wir uns beschäftigen müssen, ist jedoch: Hat Pranayama das Potenzial, uns zu guter Gesundheit zu verhelfen?
Zunächst ist es wichtig, zu verstehen, dass Pranayama – entgegen einer weitverbreiteten Auffassung – den Kohlendioxidwert im Blut erhöht, nicht die Sauerstoffaufnahme. Durch unsere eigenen Forschungen am Kaivalyadhama Yoga Institute sind wir zu der Erkenntnis gelangt, dass die positiven Effekte von Pranayama aufgrund eines bestimmten Levels der CO2-Sättigung im Körper entstehen. Beispielsweise haben wir erkannt, dass CO2 die Akkumulation von Rajas zu reduzieren vermag (eine Rajas-Akkumulation ist die yogische Terminologie für Hyperaktivität).
In der medizinischen Schwesterwissenschaft des Yoga, dem Ayurveda, kennt man drei grundlegende Modalitäten (Doshas): Vata (das Luftelement), Pitta (das Feuerelement) und Kapha (das Erdelement). Ungleichgewichte in diesen Grundelementen führen zu Disfunktionalitäten im menschlichen Körper, deshalb ist es entscheidend, dass sie ausgeglichen sind. Somit müssen laut der yogischen und der ayurvedischen Definition von Gesundheit alle Doshas in Balance sein. Diese Balance der Doshas bezieht sich aber nicht nur auf die körperliche Ebene, sondern steht auch in Zusammenhang mit unserer geistigen Gesundheit bzw. mit unserem mentalen Wohlbefinden.
Acht Pranayama-Techniken und ihre Wirkungen
Der Hatha-Yoga-Pradipika zufolge dient Pranayama als das […]