Die aus Südindien stammende Kalari-Therapie hat ein detailliertes Verständnis von den komplexen im menschlichen Organismus wirksamen Netzwerken entwickelt und kann vitalitätsblockierende Verfestigungen erkennen, erklären und lösen.
Ursprung und Ziel des Kalari
Parashuraman, ein gewaltiger, behütender Krieger, warf von einem Berg der Westghats seine Streitaxt mit mächtiger Kraft in Richtung Ozean. Das Wasser zog sich ehrfurchtsvoll zurück und legte das wunderbare Land Kerala frei – von Flüssen durchzogen und bald ganz von Wald bedeckt. Dort gründete er die Kalari-Tradition, eine Kultur von Lehrstätten für verschiedene Wissenschaften und Künste. So wird die Entstehung Keralas und der Kalaris gefeiert.
Eine weniger bekannte Geschichte erzählt, das
Agasthya Muni, ein angesehener dravidischer Weiser, die Kalari-Tradition gegründet hat. Er lebte in den Wäldern Südindiens und erbaute die Kalaris als geschützte, heilige Orte, an denen die Menschen ihr Wissen erforschen, anwenden und weitergeben konnten. Durch die Kampfkunst behütet vor den zerstörerischen Kräften der Dämonen, wie Neid und Gier, konnten sie dort ihrer körperlichen wie spirituellen Entwicklung nachgehen.
Die Verschiedenartigkeit der Kalaris und ihre Gemeinsamkeit – das Putara
In der Idee des Kalari haben sich über die Jahrhunderte die verschiedensten vedischen Wissenschaften mit den dravidischen Wurzeln Südindiens verbunden. Ein einheitliches Kalari-Wissen wurde nie beschrieben – es findet sich im Wesentlichen in seinen praktischen Künsten der Selbsterfahrung und des gezielten Wachstums. Je nach Neigung der Lehrmeister werden diese mit verschiedenen Philosophien bzw. mit theoretischen Erklärungsmodellen begleitet.
Es gibt jedoch eine ausgeformte Verbindung von Theorie und Praxis, die sich in allen Kalari-Linien wiederfindet: das Putara, die siebenstufige Pyramide. Das Putara versteht sich als Reflexion unseres Selbst und bietet ein übergeordnetes Konzept für die unterschiedlichen Wege des Lernens und der Entwicklung im Kalari sowie für die Heilkunst.
In jedem Kalari-Übungsraum ist diese Pyramide ein elementarer Bezugspunkt, und durch die von den Lehrern gelebten verschiedenartigen Inhalte auch Ausdruck der Einzigartigkeit jedes Kalaris.
Kalari-Vidya – das Kalari-Wissen
Je nach Linie der Kalari-Meister wird das Grundschema der siebenstufigen Pyramide unterschiedlich ausgekleidet – mit elementarer bzw. archetypischer Symbolik, wie auch mit komplexen Erklärungsmodellen. Je nach Zielsetzung und Schwerpunkt eines Kalari – das kann von Tanz über Kampf- bis zur Heilkunst reichen – wurde über viele Jahrhundert Wissen aus dem Samkhya, den Upanischaden, dem Tantra sowie auch aus dem Ayurveda und dem Yoga […]