Die erfahrene Traumatherapeutin Prof. Dr. Luise Reddemann setzt häufig auf die Arbeit mit inneren Bildern, die auch ergänzend zum Trauma-Yoga hilfreich sein kann. Im Gespräch mit YOGA AKTUELL erläutert sie, warum innere Bilder sehr individuell gewählt werden sollten und worauf man achten sollte.
Mittlerweile ist bekannt, dass viele psychische und psychosomatische Erkrankungen wie Essstörungen, Sucht etc. sehr häufig in traumatischen Erfahrungen begründet sind. Viele Betroffene verfügen laut Prof. Dr. Luise Reddemann, einer der bekanntesten Traumatherapeutinnen Deutschlands, über erstaunliche Selbstheilungskräfte, die sich mit fachlicher Unterstützung entfalten können. Aus diesem Grund hat die renommierte Therapeutin zahlreiche Imaginationsübungen mit inneren Bildern entwickelt, die von Betroffenen visualisiert werden können. Diese positiven inneren Bilder stellen bei der Behandlung von traumatisierten Menschen eine Möglichkeit da, stabiler zu werden und zu lernen, sich selbst zu trösten und den eigenen Heilungsprozess zu fördern.
Womit auch immer Sie arbeiten: Sie müssen immer ganz individuell auf Ihr Gegenüber schauen.
Interview
YOGA AKTUELL: In Ihrer Arbeit, in Ihren Seminaren und Fortbildungen arbeiten Sie sehr viel mit inneren Bildern. Kann jeder Mensch mit inneren Bildern arbeiten oder lernen, damit zu arbeiten?
Prof. Dr. Luise Reddemann: Nein, es gibt viele Menschen, die können mit Bildern gar nichts anfangen. Sie sagen: „Ich habe keine inneren Bilder.“ Das stimmt so aber nicht genau. Es gibt viele Menschen, die nicht visuell sind und nicht so intensive innere Bilder haben, wie jemand, der visuell ist. Andererseits: Wenn ich Patienten bitte, sich eine Apfelsine vorzustellen und im Vergleich dazu einen Apfel, der ja anders aussieht, bemerken sie, dass sie die Fähigkeit haben, sich etwas vorzustellen.
Das heißt, dass jeder Mensch also doch ein gewisses Maß an Vorstellungskraft besitzt?
Vorstellungskraft ja. Aber nicht jeder hat viele innere Bilder. Es kann sein, dass ein Mensch sagt: „Ich gehe in den Wald, weil es mir guttut, das Vogelgezwitscher zu hören.“ Bei diesem Menschen ist der auditive Aspekt größer. Ein anderer sagt: „Ich gehe nur in den Wald, weil es dort so gut riecht.“ Trotzdem kann er sich ein bisschen daran erinnern, wie der Wald aussieht. Wenn man mit Menschen arbeitet, muss man ganz offen sein und das nehmen, was die Menschen bereits haben, was zu ihnen passt und wo sie […]