Den Geist zur Ruhe bringen – Experten aus verschiedenen Traditionen über Meditation.
Meditation ist das gleichmäßige Fließen des Geistes zu einem fixierten Punkt, so definiert Patanjali im ursprünglichen Sinne den Begriff Meditation. Heutzutage wird der Begriff jedoch für alles Mögliche verwendet: für Entspannung, Wellness, Ruhe und vieles mehr. Sogar aus der Werbung ist das Bild des Meditierenden inzwischen kaum noch wegzudenken, egal ob es sich um Duschgel, Versicherungen oder Wellnesshotels handelt. Was also ist denn nun Meditation? YOGA AKTUELL fragte verschiedene Experten.
Die buddhistische Meditationstradition
Der Buddhismus hat elaborierte Meditationspraktiken hervorgebracht. Während der Upanishad-Mystiker über positive Gegebenheiten und metaphysische Wahrheiten meditierte, sind buddhistische Meditationen in der Regel ganz nüchtern auf Gegenstände der normalen Erfahrungswelt ausgerichtet und verfolgen das Ziel, sich von den Bindungen an dieses Dasein zu lösen. Bezüglich der buddhistischen Meditation kann von einer aktualistischen Haltung die Rede sein, während hinsichtlich der brahmanischen Tradition eher von einer substanzialistischen Grundhaltung gesprochen wird: Wo der brahmanische Mystiker etwas Statisches betrachtet, nimmt der buddhistische Yogi eher Verläufe und Geschehen in den Blick. Das Phänomen der Veränderung und somit natürlich der Vergänglichkeit ist stets im Bewusstsein – am eindrucksvollsten zu erkennen in der Ekelmeditation, zu der man sich auf eine Leichenverwesungsstätte begab. Hier betrachtete man nun die verwesenden Überreste, wobei zwischen dem „blauverfärbten Objekt“, dem „angenagten Objekt“, dem „Knochenobjekt“ und weiteren Verwesungsstadien unterschieden wurde. Die Ekelobjekte sind jedoch nur 10 von 40 Meditationsobjekten, die im Visuddhi-Magga („Weg der Reinheit“; auf ca. 500 n. Chr. datierter Text, der als größte systematische Darstellung des Buddhismus bezeichnet werden kann) genannt werden. Nicht alle davon gelten als geeignet, um jede mögliche Konzentrationsstufe zu erreichen. Was die einzelnen Stufen charakterisiert, ist im Pali-Kanon sehr genau beschrieben.
Die rechte Sammlung (samma-samadhi – der Terminus „samadhi“ wird in den Pali-Texten etwas anders als in den Sanskrit-Texten des Yoga verwendet), definiert als „Einpünktigkeit“ oder „Einspitzigkeit“ des Geistes (cittassa ekaggata), ist als Bestandteil des achtfachen Pfades ein wichtiges Thema. Ihre Ausübung wird als „bhavana“ bezeichnet, was in diesem Kontext häufig als „Meditation“ übersetzt wird. Ziel der Sammlung, bei der zwei Grade – die angrenzende und die volle Sammlung – unterschieden werden, ist die Vertiefung (jhana, Pali für dhyana). Auch hier werden wieder verschiedene Arten differenziert. […]