Zwei sich ergänzende Wege in der Meditation – eine neue Folge unserer Meditationsserie mit Praxisanleitungen.
In der letzten Ausgabe habe ich die Yantras als Meditationshilfen eingeführt. Mit der inneren Ausrichtung auf ihre Struktur sollen sie helfen, den Geist daran zu hindern, wie gewohnt umher zu schweifen und sich über die Sinne hierhin und dorthin mitreißen zu lassen.
Da, wenn wir meditieren lernen wollen, dieser unruhige und unstete Geist das größte Problem darstellt, ist es sinnvoll, ihm z.B. mittels der Visualisierung eines Dreiecks eine Art Rahmen zu geben. Im Rahmen des Yantras kann er sich bewegen, indem er z.B. die Linien dieser geometrischen Figur entlang läuft. Unser Geist kann sich mit der energetischen Ausrichtung im Raum befassen und sich z.B. mittels des Dreiecks, dessen Spitze nach unten zeigt, solide und stabil in der Erde gründen oder sich mittels des Dreiecks, dessen Spitze nach oben weist, nach oben zum Himmelspol und zum Licht tragen lassen.
Wenn die Formen etwas komplexer werden, wie etwa bei den beiden ineinander geschobenen Dreiecken, verändert sich aber auch die energetische Aussage der geometrischen Figur. Plötzlich ruft das Innere der beiden Dreiecke nach einem Punkt als seiner Mitte. Meditiert man die Form als solche, wird man feststellen, dass die sechs Zacken des Sternes, der durch das Verbinden der Dreiecke entstanden ist, in alle Richtungen des Raumes auseinander streben. Und so finden sich nun zwei neue Themen der Meditation: die der Sammlung des Geistes auf einen Punkt und – komplementär dazu – die Ausdehnung des Geistes in die Weite.
Bindu oder die Essenz der Sammlung
Bindu heißt „Punkt“ und symbolisiert den punktkleinen Raum, in dem am Beginn der Schöpfung alles, was je an Materie und Phänomenen sein würde, noch vollkommen in sich eingefaltet lag. In Bindu ruht das Potenzial der gesamten Schöpfung. Dadurch bekommt dieser Punkt eine ungeheure Dichte, die die freie, feine Energie der Gedanken in sich sammelt und sie aufsaugt.
Bindu befindet sich noch in unmittelbarer Nähe Shivas und damit des Reinen Bewusstseins. […]