„Blüten-Opfergaben“ als spirituelle Praxis. Teil 4: Selbstdisziplin und Geben.
Wie wir in den vergangenen drei Ausgaben erfahren konnten, bezeichnet „Pushpanjali“ hier das Darbringen (anjali) von „Blumen“ (pushpa) in Form von Sadhana (spiritueller Praxis). Wir üben uns darin, unser alltägliches Tun mit Hingabe und Achtsamkeit der kosmischen Intelligenz (Gott) als Geschenk bzw. als Opfergabe darzubringen, und befreien uns gleichsam von der Abhängigkeit, ein ganz bestimmtes Ergebnis erreichen zu müssen. Wir erfüllen die vor uns liegenden Aufgaben in der für uns bestmöglichen Weise (das ist schließlich unser Geschenk an Gott!). Das Resultat, wie immer es sein mag, nehmen wir in Würde an – wissend, dass eben nicht alles in unserer Macht liegt, und vertrauend, dass wir genau das bekommen, was uns in unserem spirituellen Wachstum unterstützt.
Die ersten fünf der insgesamt acht „Blütengaben“ als unser bewusstes und hingebungsvolles Handeln in der Welt – 1. Ahimsa (Gewaltlosigkeit in Denken, Sprechen und Handeln), 2. Indriyanigraha (Meisterung der Sinne und des Denkens), 3. Daya (Mitgefühl empfinden, Barmherzigkeit), 4. Ksamā (Vergebung) und 5. Shanti (Seelenruhe; Frieden) – können in ausführlicher Beschreibung in den vorangegangenen Ausgaben nachgelesen werden. Die beiden, die nun folgen, sind Tapas und Dana.
6. Blüte: Tapas
Selbstdisziplin (Entsagung)
Der Mensch ist mit einer einzigartigen Fähigkeit ausgestattet: dem freien Willen. Mit ihm kann er seine Handlungen frei wählen. Wenn ich nun diese Freiheit wahrgenommen und eine Wahl getroffen habe, bin ich gezwungen, mich mit dem Ergebnis meines Handelns auseinanderzusetzen. Es ist daher ganz wesentlich, im Leben die richtigen Entscheidungen zu treffen.
Wir führen eben nicht das in Teilen instinktgesteuerte Leben eines Tieres, sondern dürfen uns immer wieder darin üben, weise zu wählen. Darüber hinaus sollten wir die Fähigkeit entwickeln, beständig zu bleiben und unsere einmal getroffenen Entscheidungen in die Tat umzusetzen. Manchmal ist es dabei notwendig, etwas Bestimmtes zu tun, obwohl man eigentlich aus Bequemlichkeit oder Gewohnheit zum Gegenteil neigen würde. Die Entwicklung des dafür erforderlichen entschlossenen Geistes und eines starken Willens wird durch den Prozess der Selbstdisziplin gefördert.
Ein Vorhaben auch wirklich zu Ende zu bringen, erfordert Fleiß, Entschlossenheit und Disziplin. Wenn diese Disziplin dann noch von der Wertschätzung für das Göttliche getragen ist, dann kann sie als religiöse Disziplin betrachtet werden. […]