Neue Bewusstseinskultur in einer aus den Fugen geratenen Welt: Wie wirkt sich Meditation auf das Gehirn aus, und welche Wohltaten bringt sie uns? Auf dem Kongress „Meditation und Wissenschaft“ wurde dies anhand aktueller Forschung verdeutlicht.
„Neue Bewusstseinskultur in einer aus den Fugen geratenen Welt“ – unter diesem Motto fand im vergangenen Herbst im Forum der Deutschen Bank in Berlin der Kongress „Meditation und Wissenschaft“ statt. Anliegen des Kongresses war, „auf höchstem wissenschaftlichen Niveau die neuesten Erkenntnisse der Meditations- und Bewusstseinsforschung Wissenschaftlern, in medizinischen und therapeutischen Berufen Tätigen und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.“
Faszinierend und inspirierend war, dass hier nicht nur Worte gewechselt, sondern Praxis und Theorie in jedem Aspekt auf das Engste verknüpft wurden. Die Gehirnforscher, allen voran Prof. Gerald Hüther (Neurobiologische Präventionsforschung der Universitätsmedizin Göttingen) und Richard Davidson PhD (Vilas Professor of Psychology and Psychiatry, Center for Investigating Healthy Minds, University of Wisconsin, Madison), legten den Grundstein, indem sie in ihren Studien die Effektivität meditativer Praktiken darlegten. Prof. Hüther brachte den Begriff der Neuroplastizität ins Spiel, die Fähigkeit unseres Gehirns, sich ein Leben lang grundlegend zu ändern und neu zu vernetzen, solange uns die neuen Impulse als ganzen Menschen bewegen. Meditationspraxis ist also auch in späteren Stadien des Lebens möglich und effektiv. Die grundsätzliche Wirkung von Meditation entfaltet sich in fünf in der Forschung belegten Stadien. Entspannung und Wohlbefinden sind nach anfänglichen Konzentrationsproblemen die ersten positiven Auswirkungen; Konzentrationsfähigkeit, die mit der Fähigkeit der Distanzierung von eigenen Gedanken einhergeht und zu Gleichmut führt, baut darauf auf. Mit zunehmender Übungsdauer entfalten Praktizierende so wichtige Eigenschaften wie Klarheit, Achtsamkeit, Verbundenheit, Selbstakzeptanz und Hingabe. Nach langjähriger Praxis stellen sich Erfahrungen der Nicht-Dualität, der Gedankenstille, des Einsseins, der Leere und Grenzenlosigkeit ein.
Forschungsprojekt mit langjährig Meditierenden
Langjährig Übende mit einer durchschnittlichen (!) Meditationserfahrung von 13.000 Stunden bildeten die Basis für ein Forschungsprojekt von Richard Davidson. Er war 1992 – nach zwanzig Jahren eigener Meditationspraxis – von Seiner Heiligkeit, dem Dalai Lama, dazu angeregt worden, sich statt mit der Entstehung negativer Emotionen wie Angst und Depression eher mit der Entwicklung von Liebe und Mitgefühl zu beschäftigen. Aus seiner persönlichen Beziehung zum Dalai Lama eröffnete sich ihm die einzigartige Möglichkeit der Gehirnforschung an tibetischen Mönchen, […]