Schulter-Nacken-Verspannungen sind weit verbreitet. Die Hauptgründe dafür liegen in der Anatomie sowie in einer ungünstigen Alltagshaltung und Bewegung. Zudem entwickeln wir während unseres Lebens Vorlieben, Abneigungen und Gewohnheiten. Dies wirkt sich so aus, dass wir die Bewegungsvielfalt, die uns zur Verfügung steht, nur sehr eingeschränkt nutzen.
Der Körper passt sich allmählich diesem einseitigen Bewegungs- und Haltungsmuster an. Das sieht häufig folgendermaßen aus: Der Schultergürtel ist vorverlagert, die Oberarme sind nach innen rotiert, die Brustkyphose ist verstärkt (oft in Verbindung mit der kompensatorischen Hyperlordosierung der Halswirbelsäule). Bei langem Arbeiten am PC in einer Sitz-Beuge-Haltung passt sich der „Faszien-Strumpf“ an, indem er sich in dieser Position verfestigt. Das aufrechte Sitzen wird plötzlich als anstrengend erlebt, der Schulter-Nacken-Bereich wird hart und schmerzt. All dies führt zu einem Ungleichgewicht im Spannungsnetzwerk des gesamten Körpers. Durch die Fehlhaltung kommt es häufig auch zur Überbelastung der Supraspinatus- und der Bizepssehne mit Beschwerden in Schultergürtel und Nacken. Ein Blick auf die knöchernen und muskulären Strukturen hilft, diesen Bereich besser zu verstehen.
Anatomie des Nackens
Aufbau der obersten Halswirbel
Der oberste Wirbel ist der Atlas. Er hat einen langen Querfortsatz, keinen Wirbelkörper und sieht aus wie ein Ring mit Flügeln. Das Gelenk zwischen Atlas und Schädelbasis gehört zu den beweglichsten Gelenken der Wirbelsäule. Auch deshalb entwickelt sich hier schnell eine ungünstige Haltung.
Der zweitoberste Wirbel ist der Axis. Der Dens axis ragt in den Atlas hinein und bildet so die Drehachse, die das Kopfwenden ermöglicht.
Die kurzen Nackenmuskeln
Für die Feineinstellung des Kopfes sind vier verschiedene Nackenmuskeln verantwortlich. Sie sind praktisch bei allen chronisch verspannt. Wir erreichen sie mit einer kleinen Nick- oder Schaukelstuhlbewegung, wenn beim Nach-unten-Schauen die Bewegung nur im Schädelbasis-Atlas-Gelenk vollzogen wird und nicht in der ganzen Halswirbelsäule (HWS).
Da wir den Kopf im Verhältnis zur Wirbelsäule relativ weit vorne tragen, bedeutet das viel Arbeit sowohl für die kurzen Nackenstrecker als auch für den Trapezius (der Kopf wiegt 5 bis 7 kg!). Eine ungünstige Kopfhaltung lässt die Muskeln des Nackens verhärten, um den Kopf in dieser ungünstigen Position zu stabilisieren. Eine axiale Ausrichtung des Kopfes zentriert ihn über dem Rumpf und entspannt die Nackenmuskulatur.
Anatomie der Schultern und des Schultergürtels