Charaktervoll und unverkennbar: Anissamen haben einunverwechselbares Aroma und diverse medizinische Wirkungen. Wo uns Anis begegnet und wie er uns hilft.
Der Geschmack von „Hugo“ und Aperol-Spritz erinnert an beschwingte Sommer-
abende, entspannte Situationen am Pool und eine sorgenfreie Wochenend- oder Ferienstimmung. Kaum steht ein solcher Drink auf dem Tisch, stellen sich entsprechende Gefühle ein und lassen die Ödnis des Alltags vergessen. Bevor diese Getränke in Mode kamen, waren es beschlagene Gläser mit einer attraktiven hellgelben, milchigen Flüssigkeit, die solche Emotionen an die Oberfläche brachten: Ouzo, Raki, Pernod, Pastis, also Anisschnaps oder -likör, aufgegossen mit eiskaltem Wasser. „Anisette“ nennt sich das auf Französisch, „Anislein“. In Frankreich und Griechenland wird dieser Aperitif wahrscheinlich nie an Aktualität verlieren.
Wer das Aroma von Anis mag, hat tatsächlich gar nicht so Unrecht, wenn er sich den Beginn seines Feierabends mit einem Getränk der oben erwähnten Art aufpeppt und versüßt. Denn Anis enthält große Mengen an ätherischem Öl, das nicht nur Gallenfluss und Verdauung fördert, sondern auch Magen und Darm entkrampft und stärkt, Herz und Nerven beruhigt und antibakteriell wirkt. So kann das Genießen dieses Getränks durchaus als vorbeugende oder therapeutische Maßnahme durchgehen. (Das Rezept für eine alkoholfreie Alternative finden Sie separat.)
Ein Arzneimittel mit Geschichte
Anis wurde zur Heilpflanze des Jahres 2014 gekürt, und zwar vom Verein zur Förderung der naturgemäßen Heilweise nach Theophrastus Bombastus von Hohenheim (Paracelsus). Eine gute Gelegenheit, sich mit diesem würzigen Vieleskönner zu beschäftigen.
Es handelt sich um einen einjährigen Doldenblütler (Apiaceae), der bis zu einen Meter hoch wird, lateinischer Name Pimpinella anisum. Ursprünglich kam er nur in Griechenland und Ägypten vor. Heute wird er vor allem in Indien, China, Mexiko und Spanien angebaut. Schon in alter Zeit verwendete man ihn in Ägypten, Griechenland und Rom als Arzneimittel und in der Küche. Karl der Große (748–814) ließ ihn in allen Klostergärten seines Reiches anbauen.
Die Power steckt in den reifen Samen, denn diese tragen Heilkraft und Geschmack in sich. Aus den Samen wird auch per Wasserdampfdestillation das erwähnte ätherische Öl hergestellt. Mit ihm aromatisiert man wie gesagt alkoholische Getränke, außerdem Hustenmischungen und -pastillen sowie Medikamente, deren mieser Geschmack „maskiert“ werden soll. In Zahnpasta, Seifen, Reinigungsmitteln, Parfüms und Kosmetika ist manchmal ebenfalls […]