Vorbeugen und Hüftöffner
Das Becken mit den Hüft- und Iliosakralgelenken ist der Körperabschnitt, aus dem heraus sich die Aufrichtung unseres Körpers vom Vierbeiner zum Zweibeiner vollzogen hat, und spielt eine herausragende Rolle, wenn es um eine aufrechte Körperhaltung und um die Ausrichtung von Asanas geht. Die Aufrichtung des Beckens ist der Schlüssel für kraftvolle Asanas und zum Schutz der Lendenwirbelsäule. Der evolutionstechnische Prozess der Aufrichtung des Beckens spiegelt sich auch in der Entwicklung des Kleinkindes wider und ist genau genommen eine Lebensaufgabe für jeden Menschen, um den Bewegungsapparat gesund zu erhalten. Bei den meisten Menschen passiert leider genau das Gegenteil. Yoga bietet uns eine Reihe von Möglichkeiten, unser Becken und die Hüftgelenke beweglich und kraftvoll zu erhalten.
Aus yogischer Sicht ist dieser Bereich des Körpers insbesondere mit dem Muladhara-Chakra verbunden, welches sich zwischen beiden Hüftgelenken auf der Höhe des Steißbeins befindet. Es steht für Bodenständigkeit, Urvertrauen und Selbstbewusstsein. Asanas aus einem aufgerichteten Becken heraus praktiziert, vermitteln uns ein inneres und äußeres Gleichgewicht sowie Präsenz.
Im Becken befindet sich der Schwerpunkt unseres Körpers. Erst durch eine gute Aufrichtung erhält es eine nicht in sich erstarrende, sondern dynamische Stabilität, die wir im Yoga wie im Alltag benötigen, um unseren Schwerpunkt immer wieder auszuloten und um im Gleichgewicht zu bleiben.
Die Stellungsgruppen, die in erster Linie in Zusammenhang mit dem Becken und den Hüftgelenken betrachtet werden sollen, sind die Vorbeugen und die Hüftöffner (siehe auch: Workshop „Hip Opening“ von Young Ho Kim auf S. 36 in dieser Ausgabe von YOGA AKTUELL, Anm. der Redaktion). Beide Stellungsgruppen „entstehen“ im Hüftgelenk, und die Iliosakralgelenke spielen für die Ausführung dieser Asanas eine sehr wesentliche Rolle.
1. Das Becken
Das Becken ist ein stabiler Knochenring, der sich aus den beiden Hüftbeinen und dem Kreuzbein zusammensetzt. Es trägt die Last des Stammes und leitet das Gewicht des Körpers in die Hüftgelenke weiter. Die Hüftbeine werden unterteilt in Schambein, Sitzbein und Darmbein. Dort, wo diese drei Anteile zusammentreffen, befinden sich jeweils die Hüftgelenke. Das Kreuzbein besteht aus fünf rudimentären Wirbeln, die miteinander zu einer Platte verschmolzen sind. An der unteren Spitze des Kreuzbeins befindet sich das Steißbein. Das Kreuzbein stellt die Verbindung zur Wirbelsäule her. Hier wird deutlich, dass die […]