Was hat Yoga mit Religion zu tun?
Für viele ist es wichtig, Yoga in keinem Fall mit Religion in Verbindung zu bringen. Bei Yoga handelt es sich um eine Praxis zur Gesunderhaltung von Körper und Geist, gefördert von zahlreichen Krankenkassen. Vielleicht ist Yoga eine Wissenschaft, die Yogapraxis einem wissenschaftlichen Experiment vergleichbar. Aber niemals kann Yoga etwas mit Religion zu tun haben, so die Ansicht vieler. Insbesondere in den letzten Jahren versuchen jedoch insbesondere Hindus darauf aufmerksam zu machen, dass Yoga im Hinduismus und somit aus ihrer Religion heraus entstanden ist. Basistexte des Yoga, wie die Upanishads oder die Bhagavad-Gita, werden im Hinduismus als heilige Schriften verehrt. Auch zieren nicht selten Statuen hinduistischer Götter, wie Ganesha, Durga oder Shiva, westliche Yogastudios. Das Meditationskissen wird liebvoll mit der heiligen Silbe Aum bestickt. Und in Yogakursen hört man „Aum Namah Shivaya“, das „Großer Gott, wir loben dich“ des Hinduismus, mit Inbrunst gechantet. Hat Yoga doch viel mehr mit Religion zu tun, als uns dies hier im Westen bewusst ist?
Der Blick hinter die Kulissen
Warum bestreiten die Einen die Verbindung zwischen Yoga und Religion, wohingegen es den Anderen so wichtig ist, diese Verbindung zu betonen? Hier ist es hilfreich, hinter die Kulissen zu schauen und sich zu fragen, wer etwas sagt und warum er dies sagt. Oft sind es die Interessen, die bestimmen, was wahr ist und was nicht. Und da unterschiedliche Interessen vorliegen, gelangt man dementsprechend zu verschiedenen Wahrheiten. Yogalehrende, die eine auf gesundheitliche Fitness ausgerichtete Kundschaft gewinnen wollen, müssen eine Verbindung zwischen Yoga und Religion abstreiten. Wenn dann auch noch Krankenkassen die Yogakurse bezuschussen sollen, ist die wissenschaftliche Nachweisbarkeit der Wirksamkeit der Übungen zu betonen. Ganz anders ist die Interessenlage bei Hindus, denen der Westen oft abschätzig begegnet, wenn Hinduismus mit der Unterdrückung der Kastenlosen oder der Anbetung von Kühen und Affengöttern assoziiert wird. Yoga bedeutet für sie die große Chance der Anerkennung durch die westliche Kultur. So betonen Hindus, dass der im Westen so geschätzte Yoga im hinduistischen Kulturkreis entstanden ist. Ganz anders verhält es sich bei dem Phänomen, wenn in westlichen Yogastudios hinduistische Götterstatuen oder mit Aum bestickte Meditationskissen auftauchen. Die Statuen und Symbole erfüllen nur selten religiöse Funktionen. Sie dienen […]