Ashtanga-Lehrer Govinda Kai über Sex als Quelle für Weisheit, über den heiligen Tanz zwischen dem Männlichen und dem Weiblichen und über Sexualität als Aspekt des Bewusstseins.
Govinda Kai unterrichtet Ashtanga- Yoga nach Pattabhi Jois und beschäftigte sich vom Jugendalter an mit Spiritualität. Seine Lebenserfahrung schließt die Berührung mit verschiedensten spirituellen Traditionen ein. Zahlreiche Prominente der internationalen A-Liga nehmen Unterricht bei ihm, vor allem aber begeistert er weltweit auch unzählige nicht-prominente Yogis, die zu seinen Workshops kommen. Geboren wurde er in San Francisco, lebt aber inzwischen in Japan, wo seine familiären Wurzeln liegen. YOGA AKTUELL traf Govinda Kai im Rahmen der letzten YCG in Köln. Dort hielt er einen Vortrag zum Thema Sexualität.
Wenn man sich mit Aspekten des Lebens oder Aspekten von sich selbst näher auseinandersetzt, und zwar mit einer gewissen Wachheit, dann werden viele Bereiche, die vormals geradezu gefährlich erschienen oder auf denen man sich zu verlieren drohte, plötzlich zu einer Quelle von Weisheit.
Interview
Was sind Ihre Beweggründe, das Thema Sexualität anzusprechen?
Govinda Kai: Yoga ist für mich in seiner Essenz eine Praxis der Selbstbefragung und der Selbstentdeckung. Es geht darum, ein tieferes Verständnis von sich selbst zu entwickeln. Wenn man bestimmte Bereiche des Lebens mit wachem Bewusstsein und mit Sorgfalt durchdringt, dann können sie zu einer Quelle für mehr Verständnis werden, zu einer Quelle für Erfahrung. Gerade kontroverse Bereiche sind oft eine solche Quelle. Und Sex als einer der offenbar kontroversesten und heikelsten Bereiche in der menschlichen Kultur ist ein Thema, durch das man sich selbst und andere besser kennenlernen kann.
Sex ist primär keine Handlung. Er ist nicht bloß etwas, das wir mit unseren Geschlechtsorganen tun. Aber was ist er dann? Worin liegt seine Essenz? Es ist der ekstatische Tanz zwischen Bewusstsein und Leben, zwischen dem heiligen Männlichen und dem heiligen Weiblichen, und er spielt sich in jedem Moment ab. Fokussieren wir uns nicht auf die physische Seite von Sex. Sex ist ein Aspekt unseres Seins, ein Aspekt des Bewusstseins selbst.
Dann kann Sex also eine Art Tür zur Spiritualität sein … Wie würden Sie den spirituellen Aspekt von Sexualität beschreiben?
Wenn man sich mit Aspekten des Lebens oder Aspekten von sich selbst näher […]