Er ist äußerst beliebt, und er hat eine Schwäche für Süßigkeiten: Ganesha ist eine der schillerndsten Gottheiten des Hinduismus. Was lehrt uns die Geschichte des elefantenköpfigen Sympathieträgers?
Unzweifelhaft hält Ganesha zwei Rekorde im Hindu-Pantheon: Erstens steht das kleine berüsselte Pummelchen auf der Beliebtheitsskala indischer Gottheiten weltweit ganz oben, nicht zuletzt in Yogakreisen. Zweitens nennt keine Gottheit so viele Symbole ihr eigen: Rüssel, Ratte, Rasselgürtel (Klapperschlange), halber Stoßzahn, Stachelstock, Modaka-Töpfchen, dicker Bauch, Lotus, Mala, Krone – die Liste ließe sich noch lang fortsetzen. Du fragst dich vielleicht, weshalb ich nun ausgerechnet von einer „Herzenssache“ rede, obwohl das Herz doch keines der offensichtlichen Symbole Ganeshas ist. Müsste es nicht besser „Rüsselsache“ heißen?
Wie so oft ist es eine Frage der Perspektive. In diesem Fall bringt uns die Entstehungsgeschichte Ganeshas unserer Erleuchtung einen Schritt näher:
Wie Ganesha zu seiner ungewöhnlichen Gestalt kam
Die Göttin Parvati, Gemahlin des Shiva, Tochter des Himalaya, Schwester der Ganga und Personifikation der familiären Liebe, wünschte sich, Gesellschaft zu haben. Die von ihrem ewig meditierenden Ober-Yogi-Ehemann Shiva für seine Mount-Kailash-Retreats immer wieder für Wochen, Monate und Jahre sich selbst Überlassene war der Einsamkeit überdrüssig geworden. Wohin nur mit all der personifizierten Liebe? Die Lösung: Ein Sohn musste her! Doch woher nehmen und nicht stehlen, ohne Ehemann im Bett bei sich? Nun, für eine Göttin ihres Ranges nichts leichter als das: Kraft ihrer Sankalpa-Shakti (Wunsch- und Willenskraft) lag eines Morgens ein wundervoller Junge neben ihr. Natürlich leistete er ihr von Beginn an bestens Gesellschaft. Stell dir nur mal vor, an seiner Stelle von Parvati in ihrer überbordenden Liebe geknuddelt zu werden! Wird dir da nicht auch warm ums Herz? Das wäre wohl nicht die schlechteste Meditation.
Zurück zum Sohn, der ganz nebenbei eine erstaunliche Entwicklung hinzulegen scheint: Kann er doch nach kurzer Zeit das Haus bewachen, etwa wenn sich Mutter Parvati ihrer göttlichen Schönheitspflege widmen will. So kommt es, dass der Junge eines Tages Wache am Tor steht, während Parvati ein ausgiebiges Bad nimmt. Ausgerechnet jetzt kommt Shiva nach Hause. Vater trifft Sohn, doch keiner kennt den anderen! Welch Drama bahnt sich an? Ist das nicht eine Geschichte, die Shakespeares würdig wäre? Man stelle sich Shivas Irritation vor, das eigene Haus […]