Britta Lange gehört zu den Menschen, die beeindrucken. Trotz der Steine, die ihr das Schicksal in den Weg gelegt hat, geht sie auf inspirierende Weise ihren Weg. Im Interview hat uns die junge Frau von den Quellen ihrer Kraft, der Überwindung der Angst und der Bedeutung von Yoga für ihr Leben erzählt.
Der Mut entstand daraus, meine Ängste überwinden zu wollen. Ich denke, dass in jedem Menschen der Samen zum Mutigsein gesät ist. Nur liegt dieser häufig im Verborgenen.
Interview
YOGA AKTUELL: Mit nur 21 Jahren sind Sie an einem Gehirntumor erkrankt. Was ist danach passiert?
Britta Lange: Im Januar 2003 wachte ich nach einer sehr komplizierten Gehirnoperation auf der Intensivstation auf – in der Hoffnung, dass alles gutgegangen sei. Zu meinem Entsetzen musste ich aber feststellen, dass ich vollständig gelähmt und von meiner Außenwelt wie durch eine Glasglocke getrennt war. Das Kommunizieren war nur über die Augen möglich. Ein künstliches Koma sollte meinem Gehirn die Möglichkeit bieten, sich zu regenerieren. Was ich vom Moment des Erwachens an erlebte, glich einem maximalen Albtraum. Eine Besserung trat zum Erstaunen der Ärzte nicht ein. Der Hirnstamm war von dem Druck durch den Tumor und von den Strapazen der Operation völlig überlastet. Einen Monat verbrachte ich auf der Intensivstation, neun Monate in einer neurologischen Rehabilitationsklinik und dreizehn Monate in der liebevollen Betreuung meiner Eltern zuhause im Sauerland. Es galt alles neu zu erlernen. Alle Vorgänge, über die wir als gesunder Mensch nicht nachzudenken brauchen, musste ich mir wieder mühselig erarbeiten. Durch das angegriffene Nervensystem waren viele Prozesse in meinem Körper ins Ungleichgewicht geraten. Mein plötzlicher dysfunktionaler Zustand sorgte dafür, dass ich auf sehr viel Hilfe und Unterstützung in den alltäglichen Tätigkeiten des Lebens angewiesen war.
Es folgte ein jahrelanger Prozess einer zähen Genesung mit vielen kleinen Fort- und Rückschritten. Momente der Mutlosigkeit und der Verzweiflung waren nicht selten. Mein Leben nahm einen völlig anderen Verlauf, als ich es mir je hätte vorstellen können. Meine Werte, meine Ziele und all meine Gewohnheiten konnte ich nicht mehr leben. Durch die Hilflosigkeit kam ich in eine Rolle, die mich weit von mir selbst entfernte. War ich zuvor noch voller Energie in der Ausbildung zur Krankenschwester und fest […]