Uralte Heil- und Ritualpflanze: Tabak ist die Schamanenpflanze par excellence!
Tabak ist ein schamanisches Tonikum, ein Entheogen, eine halluzinogene Droge,
ein wahres Geschenk der Götter, ein Zauberkraut, eine planta maestra, eine „Meister- oder Lehrerpflanze.
Christian Rätsch in: Schamanenpflanze Tabak, Nachtschatten Verlag
Heutzutage ist der Tabak mit so vielen Gesundheitswarnungen und Negativanhaftungen besetzt, dass wir ganz vergessen haben, dass es sich bei dieser Pflanze eigentlich um ein uraltes Heil- und Ritualgewächs handelt. In Amerika, wo die Pflanze ihren geografischen Ursprung hat, wird sie seit langen Zeiten erfolgreich in Zeremonien sowie für mannigfaltige Heilanwendungen eingesetzt. Das Negative am Tabak, nämlich dass sein Konsum zu Abhängigkeitssymptomen führt und allgemein der Gesundheit schadet, hat wie immer nur bedingt etwas mit der Pflanze selbst zu tun, sondern in erster Linie mit der Person, die sie anwendet. Schließlich gibt es in Süd-, Mittel- und Nordamerika auch heute noch einige indigene Stammesvölker, die nahezu täglich Tabakblätter zur Anwendung bringen und denen die ungewollte Begleitsymptomatik des Tabakkonsums zur Gänze unbekannt ist. Warum? Weil sie im Gesamtkollektiv ihrer Gemeinschaften gelernt haben, mit dieser mächtigen und keinesfalls zu unterschätzenden Pflanze so umzugehen, dass sie ihnen nicht schadet, sondern den höchstmöglichen Nutzen beschert.
Die Gattung Nicotiana (Tabak) gehört botanisch betrachtet zu den Nachtschattengewächsen und umfasst etwa fünfundsiebzig gesicherte Arten. Darunter befinden sich zwei Spezies, die sich in ihrer ethnobotanischen Bedeutung als Heil- und Ritualpflanzen von den anderen Tabakarten etwas abheben, nämlich Nicotiana rustica (Bauerntabak) sowie Nicotiana tabacum (Virginia-Tabak). Erstgenannter ist aus Südamerika bekannt – Stichwort: „Mapacho“–, und zweitgenannter ist der Lieferant für den weltweit konsumierten Zigarettentabak. Jedoch bedeutet dies nicht, dass die vielen anderen Tabakarten von keinem ethnobotanischen Interesse sind – das sind sie nämlich ganz gewiss. Die meisten Arten stammen aus Amerika, einige Gattungsvertreter haben ihren Ursprung jedoch auch in Australien.
Obschon der Tabakgebrauch in Amerika bereits seit vielen Jahrhunderten, wenn nicht sogar Jahrtausenden bekannt ist, wissen die Menschen in Europa erst seit dem 16. Jahrhundert von dieser Pflanze. Es waren englische, holländische, portugiesische und spanische Seeleute, die den Tabak nach der Entdeckung Amerikas in Europa einführten. In Deutschland kam er vermutlich erst im 17. Jahrhundert an. Es liegen keine genauen Daten vor, aber sicher ist, dass im Jahre 1750 viele Menschen der gehobeneren Gesellschaftsschichten […]