Yoga im Gefängnis unterrichten: James Fox zeigte neue Wege auf.
An einem wetterlaunischen Samstag in Hamburg, zwischen goldener Oktoberstimmung und tristem November-Blues, versammeln sich 30 Yogalehrer verschiedener Richtungen um James Fox, der aus den USA angereist ist, wo er im legendären kalifornischen Gefängnis St. Quentin seit elf Jahren Yoga unterrichtet. Die von ihm gegründete Organisation „Prison Yoga Project“ hat es sich auf die Flagge geschrieben, weltweit Yoga und Meditation in Gefängnissen und Rehabilitationseinrichtungen anzubieten. Die Frage, die uns, die wir den Wind des gesellschaftlichen Wandels mitbewegen möchten, aus ganz Europa zusammenführt, lautet unisono: Wie bringen wir Yoga hinter Gitter – an den inhaftierten Mann und die verurteilte Frau? James entzündet in uns den Begeisterungsfunken, dessen Glut uns trotz unterschiedlicher Auffassungen, Richtungen und Hintergründe zu einem engagierten Team zusammenschweißt – die Staatsanwältin, die ihre Bachelor-Arbeit schreibt, den Vorsitzenden des BDY sowie die Teilnehmer anderer Organisationen, den Trauma-Experten, den Ex-Knacki, diverse Kundalini-, Ashtanga-, Jivamukti-Lehrer …
Yoga als „niederschwelliges Therapieangebot“
Zunächst erhalten wir studienbasierte Informationen über die tiefgreifenden Verletzungen und Wirkungsmechanismen komplexer und frühkindlicher Traumata, die aus dem fatalen Zusammenspiel von Missbrauch, Vernachlässigung und Gewalt entstehen. Oftmals mündet dies in den Teufelskreis der Kriminalität, Depression und Drogenabhängigkeit: Unser zukünftiges Klientel ist mit schwerem Gepäck an Leib und Seele befrachtet. Dass wir in den deutschen Haftanstalten keine offenen Türen einrennen, macht das Vorhaben nicht unbedingt leichter. Der von dem ehemaligen Häftling Dieter Gurkasch mitgegründete und von Dr. Carsten Unger initiierte Verein YuMiG e.V. (Yoga und Meditation im Gefängnis) hat es in seiner ca. zweijährigen Vereinsarbeit und mit Hilfe des Hamburger Fürsorgevereins bereits geschafft, Yoga in unseren Breiten als „niederschwelliges Therapieangebot“ zu etablieren. Er stellt auf Nachfrage für interessierte Yogalehrer den Kontakt zum jeweiligen Gefängnis her und steht mit Rat und Tat zur Seite.
Yoga ist ein jahrtausendealtes Werkzeug, das Stress reduzieren und nachhaltig Entspannung bewirken kann, wie auch moderne Studien beweisen. Die Erfahrung der Selbstwirksamkeit ermächtigt den Übenden, über seine Ängste und Konditionierungen hinauszuwachsen. Die Aufgabe des Yogalehrers besteht bei der Arbeit mit Gefangenen und traumatisierten Menschen besonders darin, den jeweiligen Stil achtsam, respektvoll, unter Berücksichtigung der (anti-)sozialen Situation und physischer sowie mentaler Beeinträchtigungen zu vermitteln und zur eigenen – möglichst täglichen – Praxis zu motivieren. Es […]