Die Vitalpunkte und die bei ihnen ansetzende Heiltradition – eine Schilderung auf der Basis langjähriger eigener Praxis.
Die Wissenschaft der Marma-Therapie geht weit zurück in die indische Medizingeschichte. Wahrscheinlich ist sie schon über dreitausend Jahre alt. Die Menschen erkannten früh die Heilkraft, die von verschiedenen Punkten am Körper ausgeht. Sie fanden heraus, dass ein Aktivieren dieser Punkte auch eine geheimnisvolle feinstoffliche Fernwirkung auf Organe und weitere Körperteile ausübt. So hat die Behandlung der Marma-Punkte tatsächlich eine lokale Wirkung, eine Fernwirkung und einen ganzheitlichen Einfluss auf das Geschehen von Körper, Geist und Seele. Parallel dazu gab es eine Kampfkunst, Kalarippayat genannt, die sich die Verletzbarkeit dieser Punkte zunutze machte. So konnten Kämpfer ihre Gegner durch gezielte Schläge kampfunfähig machen, sie lähmen oder sogar töten. Deshalb wurde das Wissen um diese Punkte geheim gehalten und nur von Meister zu Schüler weitergegeben. Die Trainer massierten ihre Kämpfer mit verschiedensten Ölen, um sie unempfindlicher gegen Angriffe zu machen. Das wurde später auch in der Heilkunst genutzt und weiter ausgeprägt. So gibt es für jeden einzelnen Marma-Punkt mehrere Kräuteröl-Rezepturen. In der Chirurgie, die im Ayurveda nachweislich schon früh praktiziert wurde, wusste man um die Wirkkraft, aber auch um die Empfindlichkeit der Marma-Punkte und vermied es, sie bei chirurgischen Eingriffen zu verletzen. Westliche Chirurgen haben von deren Existenz keine Ahnung. Und wir kennen folgenden Spruch: „Operation gelungen, Patient tot.“ Was ist passiert? Vielleicht wurde ein besonders sensibler Marma-Punkt mit dem Skalpell verletzt, und schlagartig entwich die Lebensenergie des Patienten. Das kann auch schleichend geschehen, wobei jemand dahinsiecht, ohne dass die Schulmedizin erkennen kann, was geschieht. Einer der Punkte, die fast bei jedem Menschen schon einmal oder mehrfach verletzt wurden, liegt in der Ellenbeuge, an der Stelle, wo beim Blutentnehmen die Nadel eingeführt wird. Manche verspüren Übelkeit, oder es wird ihnen schwindlig, was vielleicht weniger am Blutentnehmen liegt. Am rechten Arm wird der Leberpunkt verletzt, und am linken Arm der Milz-Pankreas-Punkt. Leicht kann so Energie entweichen, was dann ein Schwächegefühl der einen oder anderen Art hervorruft. Der Arzt oder die Schwester machen zumindest insofern das Richtige, indem sie einen Wattebausch aufgelegen und den Patienten zum Pressen auffordern. Das ist eine gängige Maßnahme bei verletzten Marma-Punkten, um ein weiteres Entweichen der Energie zu verhindern. In den heutigen westlichen Ayurveda-Behandlungen […]