Erik Jampa Andersson zeigt in seinem kürzlich erschienenen Buch die Blindheit großer Teile der Menschheit für unsere mannigfaltigen Mitgeschöpfe auf – für Wesen, die wir zu Objekten degradieren und lediglich hinsichtlich ihres Nutzens für uns wahrnehmen. Im YOGA-AKTUELL-Interview macht er deutlich, dass Heilung für uns selbst und für den Planeten nur dann möglich wird, wenn wir uns wieder unserer tiefen Verbundenheit mit der mehr-als-menschlichen Welt bewusst werden.
Unseen Beings – so lautet der Titel eines bemerkenswerten Buches, geschrieben von Erik Jampa Andersson.Er verdeutlicht darin, welch immenses Heilpotenzial sich eröffnet, wenn wir Menschen die mehr-als-menschliche Welt mit all ihren wundersamen Lebensformen wieder in ihrer Wesenheit wahrzunehmen und wahrhaftig zu schätzen beginnen – und dass darin der einzige Weg liegt, die Klimakrise und die gegenwärtigen multiplen Dilemmata, die tief in unserer engstirnigen, menschenzentrierten Sicht auf das Leben wurzeln, wirklich anzugehen. Im folgenden Interview gibt er wertvolle Einblicke in einige der Hauptaspekte des Buches.
Erik Jampa Andersson ist Praktizierender, Lehrer und Forschender der Tibetischen Medizin (Sowa Rigpa) und des Tibetischen Buddhismus. Er ist Absolvent der Shang Shung Institute School of Tibetan Medicine und hat einen MA in Geschichte. Erik lebt in London und leitet die von ihm gegründete Plattform Shrimala.
INTERVIEW
YOGA AKTUELL: Lass uns zunächst kurz umreißen, auf welche Art von Wesen sich der Titel deines Buches bezieht. Man könnte vermuten, dass es sich um Wesenheiten wie Engel oder Geister handelt. Gemeint sind aber vor allem auch verkörperte Wesen, die du – aus Gründen, auf die wir gleich näher eingehen werden – als „übersehen“ bezeichnest.
Erik Jampa Andersson: Als ich mit dem Buch loslegte, dachte ich, dass ich über Naturgeister schreiben würde, denn sie stehen im Fokus meiner wissenschaftlichen Forschung und machen einen großen Teil meiner spirituellen Identität aus. In gewisser Hinsicht ist das Buch auch tatsächlich über sie. Allerdings kann sich der Titel darüber hinaus auf eine große Bandbreite von Wesen beziehen, die nicht etwa übersehen werden, weil sie unsichtbar wären (viele von ihnen sind sogar ganz und gar nicht unsichtbar!), sondern vielmehr aufgrund unserer Geringschätzung. Wir haben uns dazu entschieden, sie nicht als Wesen zu sehen. Das kann sich auf Menschen beziehen, und auf jeden Fall trifft es auf eine sehr große Zahl von Tieren zu, die wir aktiv nicht-sehen. Aber das wohl […]