2023 war ein sehr erfolgreiches Wachstumsjahr für die Yogabranche (in diesem Artikel berichteten wir über den ersten YOGA-Branchenbericht über das Jahr 2022), in dem noch mehr Menschen ihren Weg auf die Matte gefunden und Yoga ausprobiert haben. Yoga boomt und ist so beliebt wie nie – weshalb es jedoch fraglich ist, ob die Entwicklungen aus 2023 noch getoppt werden können. Auch wenn 84 Prozent der Studioinhaber optimisch auf das aktuelle Jahr blicken. In diesem Artikel stellen wir die Ergebnisse des Yoga-Branchenberichts von EVERSPORTS und die größten Learnings aus 2023 vor: Wo liegen die Stärken und Schwächen in der Branche, wo verstecken sich Chancen für Wachstum und Entwicklungen?
Vorab einmal: Was ist die Datenbasis der Umfrage? Es wurden die Daten aus der EVERSPORTS Datenbank (Stand Januar 2024) verwendet. Außerdem wurden diese Zahlen mit den Ergebnissen der Umfrage (Ende Dezember 2023) von 897 Yoginis und Yogis sowie 279 Studiobesitzerinnen und Studiobesitzern aus dem deutschsprachigen Raum ergänzt – auch Daten aus der eigenen, intensiven Marktforschung seitens EVERSPORTS sind mit eingeflossen. |
Die wichtigsten Entwicklungen aus 2023 auf einen Blick:
- Verglichen mit 2022 ist die Gesamtzahl an Buchungen in 2023 um 27,9% gestiegen
- Januar ist der stärkste Monat, und zwar war die zweite Januar-Woche sogar die erfolgreichste Woche des Jahres 2023 – den motivierten Neujahrsvorsätzen sei Dank?
- Die Yogalehrerinnen und Yogalehrer sind mit 75,6% der wichtigste Faktor für die Auswahl der Yogaklasse
- Mehr Konkurrenzdenken anstelle von Einheitsgedanken!
- In 2023 ist der Fokus von Online-Videos wieder zu mehr Präsenz in den Studios geshiftet (nur 3% Onlinebuchungen!)
- 67,5% der Yoginis und Yogis probieren gerne neue Studios und Klassen aus
- Vinyasa Yoga bleibt auch in 2023 mit Abstand der beliebteste Yoga-Stil
Der Yoga-Markt boomt weiter – Frauen dominieren weiterhin den Markt!
Mit fast 90 Prozent bleiben Frauen weiterhin die Hauptzielgruppe. Vor allem die Altersgruppe zwischen 35-45 Jahren ist (wie im Vorjahr) die Sparte, die das meiste Geld für Yoga ausgibt.
Yoginis und Yogis unter 35 haben im vergangenen Jahr rund 7 Prozent weniger für Yoga ausgegeben, die Yogis über 45 haben 6 Prozent mehr Geld ausgegeben.
Yoga ist so beliebt wie nie!
Im vergangen Jahr verzeichneten Yoga-Studios im DACH-Raum 27,9 Prozent mehr Buchungen, 20,1 Prozent mehr Einnahmen und 28% mehr Besucherinnen und Besucher. Mehr Menschen gehen ins Studio, während das Interesse an Online-Yoga abgenommen hat. Man sehnt sich nach dem Miteinander, nach einem Zugehörigkeitsgefühl, nach dem Studio-Feeling und einer Praxis mit Gleichgesinnten.
Für Studio-Owners gilt: Mach dein Studio zu einem wertvollen Safe Space und erzeuge eine Wohlfühlatmosphäre. So wird dein Studio ein Ort, der zum Austausch einlädt. |
Die Buchungen sind mehr als die Einnahmen gestiegen, weshalb nahe liegt, dass zwar immer mehr Menschen Yoga ausprobieren, Neulinge aber nicht so aktiv wie regelmäßig praktizierende Yoginis und Yogis sind. Außerdem kann die Inflation dazu geführt haben, dass auch Yogis preissensibler geworden sind, weshalb sie eher dazu tendieren, 5er Blockkarten statt eines 10er Blocks zu erwerben. Die Einnahmen aus den Mitgliedschaften sind nicht so schnell gewachsen wie die Branche selbst, weshalb es 2024 eine Herausforderung für Studios sein könnte, mehr Memberships zu verkaufen, um eine langfristige Beziehung zu den Yoginis aufzubauen und diese zu festen Members zu machen. Das funktioniert zum Beispiel, indem das Studio als Wohlfühlort fungiert, der zum Austausch und Verweilen einlädt. Aber auch attraktive Konditionen und spezielle Angebote für Members können helfen, Stabilität ins Business zu bringen.
Zeitgleich ist auch für fast die Hälfte der Studiobesitzerinnen und -besitzer die Inflation und steigende Kosten die größte Sorge gewesen (auch wenn die Prozentpunkte von 64,4 Prozent aus 2022 bereits auf 47,1 Prozent in 2023 gefallen waren).
Tipp: Um der Besorgnis über einen Kostenanstieg entgegenzutreten, sollten Studiobesitzer verstärkt auf die Promotion von Memberships fokussieren, da diese einen wiederkehrenden und sicheren Umsatz darstellen und so langfristige Beziehungen gepflegt werden. Es ist wichtig, aktive Mitglieder zu halten, indem z.B. Kontakt zu ihnen aufgenommen wird, wenn sie länger nicht mehr im Studio gewesen sein sollten. Dies kann auch in Form von Newslettern oder Follow-ups geschehen – denn das drückt Wertschätzung aus. Eine weitere Möglichkeit, die aktive Mitglieder sehr schätzen und bei der Stange halten, ist es, Events wie Retreats oder Workshops vergünstigt für sie anzubieten. Auch das reduziert das Risiko einer Kündigung. |
Von Neujahrsvorsätzen und Sommerlöchern
2022 war November der stärkste Monat, 2023 war Januar der stärkste Monat. Mit durchschnittlichen Einnahmen von ca. 8.000 EUR pro Studio war der erste Monat des Jahres 2023 der erfolgreichste Monat des vergangenen Jahres. Zeitgleich gab es ein deutlich erkennbares Sommerloch: Die erste Juni-Woche war die buchungsschwächste und somit auch die einnahmensschwächste. Die Differenz zwischen der stärksten und schwächsten Woche beträgt 51,7 Prozent.
Mit konkreten Frühlings- oder Sommer-Specials sowie Outdoor-Klassen können sich die Anzahl der Buchungen gegebenenfalls stabilisieren lassen. Dies kann in Form von Aktionen wie „Spring Awakening”, „Bring-a-friend” oder „Summer Specials” geschehen.
GRAFIK JANUAR BEATS IT ALL
Die Yogalehrerinnen und Yogalehrer sind mit 75,6 Prozent der wichtigste Faktor für die Auswahl der Yogaklasse
Die Lehrerinnen und Lehrer sind neben dem Yogastil der wichtigste Faktor für die Auswahl der Yogaklasse. Praktizierende Yoginis und Yogis legen einen enorm großen Wert auf die Yogalehrenden: 75,6 Prozent wählen die Klasse nach der Lehrerin, dem Lehrer aus. Yoginis und Yogis lieben ihre Lehrerinnen und Lehrer und folgen ihnen überall hin, was sie zum wichtigsten Faktor bei der Auswahl der Yogaklasse macht!
Über die Hälfte gibt an, den Yogalehrern treu zu bleiben und ihnen sogar in andere Studios zu folgen, knapp ein Drittel bleibt den Lehrern und dem Studio treu und 17,5 Prozent bleiben dem Studio treu. Deshalb ist der richtige Umgang mit dem Personal entscheidend, da es mitunter sehr schwer ist, gute Lehrerinnen und Lehrer zu finden und diese auch zu halten. Hier ist es wichtig, eine Community aufzubauen, sich viel mit anderen auszutauschen und auch Neulingen eine Chance zu geben.
Was heißt das für Studiobesitzer? Ein starkes, konstantes Team hat Priorität. Das bedeutet auch, dass man es sich zur Aufgabe macht, seine Lehrerinnen und Lehrer zu behalten: Das geschieht über eine faire Bezahlung, einen wertschätzenden Umgang, Sichtbarkeit auf den studioeigenen Kanälen und Teamevents. Der Gemeinschaftsgedanke kann durch Team-Events gesteigert werden. Dazu gehören auch regelmäßiges, gegenseitiges Feedback, gemeinsame Weiterbildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten. |
Statt „Yoga off the Mat” gibt es mehr Konkurrenzdenken!
Der einende Gedanke des Yoga scheint es wohl nicht über den Mattenrand hinaus zu schaffen: Es ist spannend zu sehen, dass es unter den Studios wachsendes Konkurrenzdenken gibt; 61,5 Prozent der befragten Studiobesitzer gaben an, dass es immer mehr Rivalität, Konkurrenzdenken und Wettstreit zwischen Studio in derselben Stadt gäbe. Es besteht zwar der Wunsch, Teil eines Netzwerkes zu sein und mehr Zusammenhalt zu leben, allerdings gäbe es vor allem innerhalb einer Stadt kein Community-Gefühl. 67,2 Prozent finden, dass es international gesehen mehr Unterstützung und Wohlwollen gäbe.
Tipp: Um den Yoga-Gedanken mehr zu leben, kann mehr Austausch innerhalb der Branche bezüglich bestimmter Themen und Herausforderungen helfen. Der Fokus sollte auf Kollaboration und nicht auf Konkurrenz liegen. Sich mit Gleichgesinnten auszutauschen kann wahnsinnig wertvoll sein, um von den Erfahrungen der anderen zu lernen und sich gemeinsam beim Wachstum zu helfen. |
Interessant ist, dass 66 Prozent der befragten Studio-Besitzerinnen und -besitzer auch in anderen Studios für ihre eigene Praxis praktizieren, weil es sie inspiriert, der eigenen Praxis gutut und andere Studios auch gute Lehrerinnen und Lehrer haben. In dem Sinne: Mehr Zusammenhalt und Kooperationen!
Der Trend geht hin zu „zurück ins Studio”
Eines ist sicher: Die Yogis wollen wieder mehr denn je ins Studio. Im letzten Jahr haben Onlineklasse gerade einmal 3 Prozent der Buchungen ausgemacht (im Vorjahr 2022 waren es noch 5 Prozent) – die Yogis sehnen sich spürbar nach mehr Studio-Feeling und einer Praxis mit Gleichgesinnten. Mach es deinen Schülerinnen und Schülern so gemütlich wie möglich: Mit Tee und Snacks sowie Sitzgelegenheiten lädt das Studio auch nach dem Flow zum gemeinsamen Austausch ein.
Während Online-Klasse in den Hintergrund rücken, ist YouTube beliebter geworden, um sich online inspirieren zu lassen. Auch wenn Instagram bisher die digitale Yoga-Plattform war, so gab es 2023 einen deutlichen Shift zu YouTube hin. Das dürfte auch für Studiobesitzer interessant sein: Nutze deine Präsenz auf YouTube, um dein Studio und das Team vorzustellen und Praxis-Sneak-Peaks von kurzen Sequenzen oder ein kurzes Warm-Up hochzuladen.
Ansonsten: Social Media ist weiterhin der beliebteste und effektivste Marketing-Kanal – gefolgt von Flyern und Google-Werbung. Es kann auch helfen, eine Umfrage zu starten, was sich deine Members wünschen, um herauszufinden, inwieweit ein Online-Angebot sinnig ist oder nicht.
Warum geht man zum Yoga?
Bevor Yoginis und Yogis eine Stunde buchen, informieren sie sich erstens über das Studio, zweitens über den Stil der Klasse und drittens über die Lehrerin, den Lehrer.
Es bietet sich an, diese Informationen auf der Website und anderen Plattformen zu pflegen, möglichst aktuelle Fotos zu haben und auch die Lehrerinnen und Lehrer vorzustellen, damit es direkt einen persönlicheren Touch bekommt. Achte darauf, dass die Inhalte der Klassen gut beschrieben werden, so dass die Praktizierenden wissen, für welches Level sie eignet sind, und was es mit dem Yogastil auf sich hat. All diese Informationen helfen ihnen bei der Auswahl.
Die TOP-Gründe für Yoga
Letztlich ist es das Gefühl nach dem Yoga, was die Yogis am meisten motiviert. Sich nach der Stunde körperlich und mental besser, weniger gestresst und sich wohler im Körper zu fühlen: Wen überzeugt das nicht? Außerdem stärkt der Yoga den Körper und Geist, schärft das Bewusstsein für die Außen- sowie die eigene Innenwelt und fördert die innere Balance.
Vinyasa Yoga – immer noch der unangefochtene Lieblingsstil!
Vinyasa Yoga bleibt unangefochten auf Platz 1 der meist gebuchten Yogastile. Auf Platz 2 rangiert Yin Yoga. Der Mix zwischen kraftvollen Vinyasa Flows und Entspannung, Loslassen und Stretching scheint den Yogis gut zu tun. Es bleibt spannend zu sehen, wie sich die Yogaszene in den kommenden Jahren weiter entwickeln wird.
Fazit: Yoga is a people’s business
Yoga bleibt weiterhin sehr beliebt, weshalb die Branche optimistisch auch auf dieses Jahr schaut: Die Yoginis und Yogis möchten mehr Zeit auf der Matte am liebsten mit Studio-Feeling verbringen. Die Studios sollten daher weiterhin in ihre Angebote und Formate investieren, um ihre Community zu stärken und den Bedürfnissen der Mitglieder gerecht zu werden. Gemeinschaft ist wichtig (schließlich praktizieren 67,5 Prozent der befragten Yogis am liebsten in der Gruppe), auch die Bindung guter Lehrerinnen und Lehrer an das eigene Studio (75,6 Prozent wählen ihre Klassen aufgrund der lehrenden Person aus!) spielt eine wichtige Rolle und lässt die Community noch stärker zusammenwachsen. Und darum geht es ja schließlich: dass der Yogagedanke auch abseits der Matte gelebt wird.