Flexible Herangehensweise: Wie es gelingt, für die Bedürfnisse der Teilnehmenden passend zu unterrichten, und warum ein stimmig auf die jeweilige Gruppe und Situation ausgerichteter Unterricht empfehlenswert ist.
Desiree Rumbaugh, eine von mir sehr geschätzte Yogalehrerin, sagt: „Ich mache nicht Yoga, ich benutze Yoga.“ Ich mag diesen Satz sehr, spiegelt er doch die grundlegende Idee wider, dass sich die Yogapraxis dem Menschen anpasst, und nicht der Mensch sich dem Yoga. Die Unterschiedlichkeit von Körpern, variierende Level in Bezug auf Ausdauer, Beweglichkeit und Alter, eventuelle Einschränkungen sowie unterschiedlichste Erwartungen an Yoga können aufgefangen werden – wenn man Yoga als individuelle Praxis versteht.
Doch wie geht das, wenn ich eine sehr gemischte Gruppe vor mir habe? Vielleicht habe ich mir eine schöne Sequenz für die Stunde überlegt. Nun stehen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer vor mir, und ich halte meinen Plan in der Hand – wird er passen?
In meinen Yogalehrerausbildungen gebe ich den Rat: „Vergiss deinen Plan, zumindest in Bezug auf die ausgewählten Haltungen. Unterrichte passend zu den Bedürfnissen, dem Können und auch dem Verständnis deiner Gruppe.“ Doch wie gelingt es, spontan eine gute Sequenz anzubieten? Um diese Aufgabe zu meistern, bedarf es der Fähigkeit, Asanas up- oder down-graden zu können, also unterschiedliche Schwierigkeitsgrade für Haltungen zu kennen. Nehmen wir an, du willst den Bogen üben (auf dem Bauch liegend greifen die Hände die Füße) und hast eine Sequenz dafür vorbereitet. Und nun sollst du aus dem Stand etwas anderes anbieten? Das ist gar nicht so schwer, denn es braucht nur einige wenige Veränderungen – das Gerüst kann bestehen bleiben. Ist dein Top-Asana zu anspruchsvoll, nutz ein einfacheres; ist es zu leicht, füge einigen Haltungen komplexere Alternativen der gleichen Asana-Gruppe zu.
In meinem Kopf gibt es Listen von Haltungsgruppen, sortiert nach Schwierigkeit. Ein Beispiel für Rückbeugen könnte so aussehen: Heuschrecke, Schulterbrücke, Kobra, Ausfallschritt mit Rückbeuge, Bogen, Kamel, das Rad. Wenn ich im Unterricht feststelle, dass die Grundlagen der Ausrichtung noch nicht verstanden werden oder dass die Kraft im Rumpf oder die Beweglichkeit in den Schultern noch nicht ausreicht, biete ich statt des Bogens zum Beispiel die Heuschrecke an.
Für Yogalehrer ist es hilfreich, wenn das Yogawissen breit aufgestellt ist, man einen Fundus von Alternativen hat und verschiedene Sequenzen abrufen kann. Ein Planen und Erarbeiten von […]