Ohne diese beiden ist alles nichts – eine Einführung in das Dossier Bhakti-YogaLiebe und Hingabe sind jenseits aller Worte, jenseits aller Konzepte des Verstandes und jenseits aller Anstrengungen. Wie leer, wie trostlos, wie hinfällig wäre unser Leben ohne sie – um nicht zu sagen, unser Leben wäre vielleicht gar nicht möglich, es wäre schlichtweg nicht existent. Die absolute Hingabe an das Göttliche, bezogen in der Regel auf eine seiner konkreten Erscheinungsformen, d.h. auf eine spezifische Gottheit, ist seit jeher ein Weg des Yoga gewesen – ein sanfter, lieblicher und doch so kraftvoller Weg, der die unbeschreibliche Macht der Liebe in sich trägt, denn sie allein ist der Schlüssel zu echter Hingabe. Und nicht nur in der Tradition des Yoga, auch über Indien hinaus wurden die absolute Liebe und Hingabe zu Gott kultiviert, so im Sufismus, in dem die glühende Sehnsucht nach Gott der Weckruf ist, um sich auf die spirituelle Suche zu begeben (die, so wird es in der Sufi-Tradition manchmal schön beschrieben, einer Reise von weniger als 30 Zentimetern gleichkommt – beginnend im Kopf, und ihr Ziel im Herzen findend), aber auch in den Weltreligionen, in denen längst nicht alle Gläubigen nur noch stumpf an Ritualen festhalten, sondern viele mit weit geöffnetem Herzen die Stirn auf den Gebetsteppich senken, den Sabbat begehen oder die Hostie entgegennehmen.
Auch jene, die sich keiner Religion zugehörig fühlen und die weder Mantras singen mögen noch irgendeinen Bezug zu einer der bekannten Erscheinungsformen des Göttlichen haben, sind vielleicht stärker von Hingabe erfüllt, als ihnen bewusst ist. Denn wann immer man sich voller Vertrauen dem Leben hingibt, darauf bauend, dass „es“ schon für einen sorgen wird, handelt man aus einer grundlegenden Hingabe heraus. Es erfordert eine Menge Mut, Mensch zu sein, denn so vieles kann passieren, und dann erwartet uns ja auch eines Tages der unausweichliche Schritt über die Schwelle hinein in das große Mysterium.
Wie sollten wir da ohne Hingabe durchs Leben gehen? Je größer die Liebe, je größer die Hingabe, desto mehr können unsere Ängste transformiert werden, und desto mehr sind wir bereits jetzt das, was hinter dem Schleier auf uns wartet und was wir eigentlich immer schon waren.
Bhakti, so könnte man vielleicht sagen, ist die bewusst gepflegte, in ihrer ganzen Fülle […]