Warum nicht nur die vielbesagte Öffnung, sondern auch die Zentrierung des Hüftgelenks wichtig ist. Anatomische Erklärungen, Hinweise zur psycho-emotionalen Ebene und Tipps für die PraxisDer Traum vom Lotussitz hat sicherlich so manchem ambitionierten Yogi die Motivation zu einer intensiven und schweißtreibenden Praxis gegeben. Möglicherweise hat aber auch das Bild von sich verknotenden Yogis den einen oder anderen interessierten Neuling eher abgeschreckt. Einschränkungen der persönlichen Beweglichkeit scheinen unüberwindbar zu sein, wilde Yogapositionen Lichtjahre entfernt. Und dann die tief schlummernde Befürchtung, in der Yogaklasse ein zu schlechtes Bild abzugeben. Doch gibt es nicht auch etwas dazwischen? Es stellt sich die Frage, was es eigentlich mit den Hüften und der so viel beschworenen Hüftöffnung tatsächlich auf sich hat.
Der Lotussitz als Maßstab
In traditionellen Yogastilen ist die Beherrschung des Lotussitzes der Anfang des Yoga und eine unbedingte Voraussetzung für die Meisterschaft. „Kein Lotus, kein Yoga“, so könnte abgekürzt werden. Der Lotussitz in Verbindung mit der Aufrichtung des Sacrum, also des Kreuzbeins, wird als Voraussetzung für die Öffnung des mittleren Energiekanals Shushumna-Nadi und der damit verbundenen Erweckung der Kundalini angesehen. Aber, wie so häufig im Yoga, ist das nur einer von vielen Wegen. Glücklicherweise gibt es innerhalb des heutigen Yoga viele verschiedene Ansätze und Möglichkeiten.
Was alles in den Hüften steckt
Die Dehnung der Hüftgelenke fühlt sich häufig sehr „tamasisch“ an. Tamas ist im Yoga und im Ayurveda eine Bezeichnung für das Feste, Alte und Einschränkende oder Eingeschränkte. Auch steckt in den Hüften viel „Körpererinnerung“. Gefühle, die mit in den Hüften gespeicherten Ängsten, mit Sexualität und traumatischen Erfahrungen verbunden sind, können durch Körperarbeit und auch durch Yogapositionen sanft gelöst werden. Das Hineinstrecken, Hineinatmen und Loslassen in die bzw. in den Hüften kann ein tiefes inneres Loslassen erzeugen. Der berühmteste Hüftmuskel, der Hüftbeuger (Musculus iliopsoas), wird als Fluchtreflexmuskel oder, im Englischen, als „Fight-and-Flight Muscle“ bezeichnet. Bei plötzlichen Impulsen von außen reagieren das Nervensystem und der Iliopsoas mit Stress, sie stellen auf Kampf- oder Fluchtmodus. Ist der Muskel in einer Daueranspannung, verkürzt er sich, und das benachbarte Gewebe wird undurchlässig. Bei Angst und Stress geben die Zellen vermehrt Toxine ab, der Körper schüttet zusätzlich Stresshormone aus. Das Lymphsystem gerät ins Stocken, was zu noch mehr Akkumulation von Abfallstoffen und Stau von Körperflüssigkeiten führt. Dementsprechend gilt in […]