Ein Fest und seine Geschichte: Impressionen des sicherlich buntesten Feiertags der Welt und eine Reise an seine Ursprünge – das indische Holi-Fest und der Mythos um Lord Krshna, auf den es zurückgeht.Auf der Suche nach dem Ursprung von Holi, dem indischen Farbenfest, reise ich nach Mathura, etwa 150 km südlich von Delhi. Hier wurde laut hinduistischen Überlieferungen vor etwa 3000 Jahren Lord Krshna geboren. Ihm zu Ehren wird Holi gefeiert.
Bis zu den Knöcheln stehe ich in der Pampe. Von allen Seiten branden Wellen immer weiterer Pilger in den Saal, Platz ist ohnehin keiner mehr da, nach westlichen Maßstäben zumindest. Ich muss um meinen festen Stand kämpfen, um nicht fortgespült zu werden. Die Pampe besteht aus orangefarbenen und rosa Blüten, zertreten von tausenden von Füßen, vermischt mit Wasser und Farbe. Und von oben, beziehungsweise von vorne, kommt ständig Nachschub. Orange gekleidete Brahmanen werfen Blumen in die Menge; andere, mit Wasserschläuchen bewaffnet, schicken die Abkühlung hinterher. Und dann natürlich die Farbe: Säckeweise schleudern sie rosa und gelbes, grünes und rotes Farbpulver von einer Bühne herab in die Menge, wo es sich auf den nassen Gesichtern, in den Haaren und auf der Kleidung festsetzt. Wer anfangs noch sauber und trocken hereinkommt, ist bald von einer dicken Farbschicht überzogen. So eingefärbt, recken die Pilger die Arme in die Höhe und feiern jede weitere Farb- oder Blumenladung ausgelassen.
In Vrindavan allgegenwärtig: Krshna, der Gott und Hirtenjunge
Ich befinde mich im Banke Bihari Mandir, einem der Haupttempel Vrindavans, bei Mathura. Hier hat Krshna einen Großteil seines Lebens verbracht, und hier ist der Gott mit der bläulichen Hautfarbe allgegenwärtig. Auch in der Sprache. Statt des in Indien sonst üblichen „Namaste“ heißt es hier zur Begrüßung „Radhe Radhe“ (Anredeform von „Radha“, so hieß die Geliebte Krshnas), oder auch „Jai Shri Krshna“, „Gelobt sei Lord Krshna!“
Krshna war ein Königssohn. Doch sein Vater wurde von Kansa, seinem Bruder, vom Thron gestoßen und mitsamt seiner Frau inhaftiert. Laut einer Prophezeiung sollte sich dies rächen, und der achte Sohn des Bruders würde Kansa töten. Der unrechtmäßige König wollte dem zuvorkommen und ließ die ersten sechs Kinder seines Bruders töten. Das siebte Kind war angeblich eine Fehlgeburt, wurde aber heimlich aus dem Gefängnis geschmuggelt. Auf die gleiche Weise wurde auch Krshna, […]