Sechs typische Alterserkrankungen und was man aus Sicht des Ayurveda-Experten Hans Heinrich Rhyner dagegen tun kann
In hoch entwickelten Kulturen oder oberen Gesellschaftsschichten war das nackte Überleben nie ein Thema! Vielmehr drehte sich alles um ein möglichst langes, gesundes Leben. Nur dann nämlich sind Genuss und andere Lebensziele erreichbar. Im indischen Subkontinent herrschte vor über 4000 Jahren eine Hochkultur. Ihre Medizin war der Ayurveda. Acht klassische Fachrichtungen haben sich aus dessen Praxis herausgebildet: (1) Allgemeinmedizin, (2) Chirurgie, (3) Pädiatrie und Gynäkologie, (4) HNO und Augenheilkunde, (5) Psychiatrie, (6) Toxikologie, (7) Anti-Aging, (8) Sexualmedizin und Sexologie. Der Sanskrit-Begriff für Anti-Aging lautet „Rasayana“ und bedeutet „frischen Saft herstellen“. Mit Rasa oder Saft ist das erste flüssige Körpergewebe (Rasa-Dhatu) der Ayurveda-Evolutionsphysiologie gemeint. Evolution darum, weil das Vorgängergewebe immer die Metaboliten für das nächst höher entwickelte Gewebe liefert; ähnlich wie aus Milch Sahne und aus Sahne Butter entstehen. Rasa-Dhatu bildet sich aus der verwertbaren Nahrung nach dem primären Verdauungsprozess und zirkuliert im ganzen Körper. – Die Nährstoffe in den Zellen, in der Lymphe und im Blut. Qualitativ hochwertiges Rasa-Dhatu in ausreichender Quantität zu produzieren ist das Ziel der Anti-Aging-Fachrichtung und zeigt die in der klassischen Literatur besungenen Auswirkungen:
„Ihr Menschen, die ihr ein langes Leben sucht: Die verjüngenden Maßnahmen des Ayurveda (Rasayana) wirken wie der Nektar der Unsterblichkeit. Rasayana-Therapien besitzen unvorstellbare positive Auswirkungen. Sie fördern die Gesundheit, erhalten jung, beseitigen chronische Müdigkeit und Schwäche, sowohl körperlicher wie psychischer Natur. Sie erhalten das Gleichgewicht der Bioenergien (Vata, Pitta und Kapha), produzieren Stabilität, festigen die Muskeln, stimulieren die Produktion von Verdauungsenzymen (Agni) und verbessern den Teint, Ausstrahlung und Stimme. Durch Rasayana-Therapien erlangten berühmte Personen, wie zum Beispiel Chyavana, ihre Jugend wieder und wurden vom anderen Geschlecht bewundert und geliebt.“
Da der menschliche Organismus nicht über Nacht transformiert werden kann, ist es nur verständlich, dass Anti-Aging-Therapien sehr zeitaufwendig und komplex sind. Ihr Erfolg hängt nach ayurvedischer Sicht von zwei Voraussetzungen ab: erstens davon, möglichst frühzeitig mit Anti-Aging-Maßnahmen zu beginnen, und zweitens davon, dass der Organismus frei von pathogenen Substanzen ist. Spätestens vom vierzigsten Lebensjahr an, oder sobald frühzeitiges Altern einsetzt, sollten regelmäßig Anti-Aging-Kuren, ambulante Therapien und diätetische Schritte unternommen werden. Das ist verständlich. Doch was bitte sind pathogene Substanzen? Die moderne wissenschaftliche Medizin kennt das Konzept […]