Die Konzentration bildet im Yoga-Sutra einen wichtigen Aspekt. Durch Yoga und hier besonders durch die Konzentration auf etwas, wie z.B. den Atem, kannst du lernen, dich vollkommen auf die Meditation einzulassen. Wenn du mit Meditation beginnst, wirst du vielleicht zum ersten Mal in deinem Leben realisieren, wie viele Gedanken dir durch den Kopf gehen und wie schnell und gerne sie dich ablenken von dem, was du eigentlich tun wolltest. Viele Menschen erhoffen sich, dass sie mit zunehmender Erfahrung während der Meditation nicht mehr denken werden. Dies wird allerdings nicht eintreten, da immer Gedanken in unserem Bewusstsein entstehen. Das ist die Natur des Bewusstseins. Gedanken kommen und gehen. Worauf du allerdings Einfluss nehmen kannst, ist, wie sehr du auf die Inhalte deiner Gedanken einsteigst und dich in ihnen verlierst.
Die Meditation kann dich im Geschäftsleben darin unterstützen, zur Ruhe zu kommen und die Dinge und das Leben mit etwas Abstand zu betrachten. Es hat sich z.B. herausgestellt, dass Menschen, die während eines langen Fluges meditieren nur noch schwach oder überhaupt nicht mehr unter einem Jetlag leiden. Manchmal kann auch eine kleine Meditation in der Mittagspause dich mit frischer Energie versorgen – oder dich nach einer langen Besprechung wieder entspannen.
Meditation im Alltag
Mit den folgenden Meditationen kannst du wieder zu dir kommen, dich in den gegenwärtigen Moment und deinen Körper hinein entspannen. Sie sind besonders empfehlenswert vor wichtigen Gesprächen, können aber auch gut auf Geschäftsreisen im Zug oder auf langen Flügen durchgeführt werden.
Konzentration auf die Sitzhöcker
- Komm in eine aufrechte Sitzhaltung. Die Hände ruhen auf den Oberschenkeln. Die Schultern sind ein wenig nach hinten gezogen, so dass der Brustkorb geöffnet wird.
- Schließe die Augen und atme bewusst. Geh mit deiner Aufmerksamkeit zu deinen Sitzhöckern. Spüre über sie die Verbindung zur Unterlage.
- Atme tief und regelmäßig in deine Sitzhöcker hinein. Nimm sie wahr und auch die Unterlage, z.B. den Bürostuhl, den Flugzeugsitz oder den Stuhl. Entspann dich in diese Haltung hinein und sei gleichzeitig ganz wach und aufmerksam bei deiner Wahrnehmung.
Atemmeditation
- Komm in eine aufrechte Sitzhaltung. Die Hände ruhen auf den Oberschenkeln. Die Augen sind geschlossen. Richte deine Aufmerksamkeit auf den Atem.
- Lass den Einatem kommen und zähl „1“. Lass den Ausatem kommen und zähl „1“.
- Lass den Einatem kommen und zähl „2“. Lassen den Ausatem kommen und zähl „2“.
- Atme und benenne Ein- und Ausatem so von 1- 10.
- Halte die Augen weiter geschlossen und spüre dem Atem mehrere Atemzüge lang nach, wie er kommt und geht.
- Öffne dann die Augen.
Die letzte Speiche des Rades: Samadhi
Das Erleben der Einheit, das Ziel des achtstufigen Pfades, befindet sich jenseits der Begrifflichkeit und kann eigentlich nicht in Worte gefasst werden. Viele Menschen haben diese Erfahrung irgendwann in ihrem Leben vielleicht schon einmal spontan gemacht. Bei einem Spaziergang in der Natur, beim Sport oder im Liebesakt. Es ist der Moment, in dem sich die Grenzen zwischen dir und dem Außen oder einem anderen aufheben und du die Verbindung mit allem spürst. In dem Moment findet eine Verschmelzung zwischen dem Subjekt und dem Objekt statt, zwischen dem Praktizierenden und dem Göttlichen. Eine solche Erfahrung kann nicht mit dem Verstand herbeigeführt oder erzwungen werden. Es ist eine Erfahrung, die jenseits des Verstandes angesiedelt wird und das Ziel aller spirituellen Praktiken darstellt. Da diese Erfahrung nicht mit dem Verstand erfasst werden kann, lässt sich das Erleben der Einheit am besten durch Bilder oder durch Gleichnisse beschreiben. Ein Mensch, der eine solche Erfahrung macht, erkennt sein wahres Selbst. Er kommt völlig zur Ruhe.
Übertragen auf das Arbeitsleben bedeutet dies, dass wir dann vollkommen erfüllt sind von unserer Arbeit. Wir machen die Arbeit nicht mehr, um etwas zu erreichen, etwas zu beweisen, sondern wir tun das, was wir gerade tun, seiner selbst wegen. Dann handeln wir zum Wohl aller Wesen und betrachten uns als ein Teil des großen Ganzen – nicht mehr als getrennt von uns selbst, von anderen und der Welt. Dann sind wir nicht mehr besser oder schlechter als andere, sondern ein Teil von allem. Wie dies aussehen kann, zeigt folgende Geschichte:
Der große Tag
Es lebte einmal ein ganz besonderer Geschäftsmann. Er hatte es geschafft, aus einem kleinen Geschäft ein wirtschaftlich erfolgreiches Unternehmen zu machen. Zu den Kunden des Geschäftsmannes zählten Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik und Showbusiness. Trotzdem war der Henry B. sehr bescheiden geblieben. Er hatte immer ein offenes Wort für alle seine Mitarbeiter und Angestellten und war stets bemüht, zum Wohl aller zu arbeiten. Einmal besuchte er eine Tochtergesellschaft an der Ostküste der Vereinigten Staaten, um dort eine Tagung zu leiten, zu der viele wichtige Persönlichkeiten kommen sollten. Als er einen Tag eher als erwartet ankam, fand er die Mitarbeiter der Firma damit beschäftigt, zur Vorbereitung seines Besuches eifrig das ganze Haus entsprechend herzurichten. Alle waren überrascht, ihn zu sehen, denn er hatte sich erst für den folgenden Tag angekündigt. Doch der Geschäftsmann krempelte einfach die Ärmel seines Pullovers hoch und begann, bei den Vorbereitungen zu helfen, die gemacht werden mussten, um seine Ankunft vorzubereiten.