Drei Buchstaben, und schon sind alle wach: Sex ist auch in Zeiten von Playboy, Internet-Peepshows und Dauer-Nacktheit im TV noch ein spannendes Thema. Wie verhält sich Yoga eigentlich zu Sex?
Wenn die großen Asketen aus der indischen Mythologie den Göttern zu mächtig wurden, entsandten diese ihre Apsaras, wunderschöne weibliche Himmelswesen, um die Askese der intensiv ihren spirituellen Praktiken folgenden Männer zu brechen. Sie verloren dann ihr Tejas, eine als feurig charakterisierte, durch Tapas (Askese) erlangte psycho-spirituelle Energie, die sich auch in materieller Form manifestieren kann. Das Nachgeben gegenüber der sexuellen Begierde machte hier also spirituelle Bemühungen gewissermaßen zunichte. Auf der anderen Seite brachte Indien mit dem Tantra auch eine große und einflussreiche Bewegung hervor, in der Sexualität – wenn auch teilweise innerhalb eines ganz bestimmten rituellen Rahmens – als Element des spirituellen Weges geschätzt wurde. Wie sieht es nun also im Yoga mit der Rolle der Sexualität aus? Für wen wird Brahmacharya empfohlen und aus welchen Gründen wurde und wird diese keusche Lebensweise von einigen spirituellen Aspiranten favorisiert? Und wie kann jene breite Masse, für die Brahmacharya weniger geeignet erscheint, eine schöne und erfüllte Sexualität genießen? Ist Asana-Praxis ein probates Mittel dazu? Können bekannte moderne Yogalehrer gar Tipps geben? Wie äußern sich die ayurvedischen Texte und Experten? All diesen Fragen gehen wir in diesem Dossier kurz und bündig auf den Grund.
Natürlich stellen sich noch viele weitere Fragen. Verliert man beim sexuellen Akt die Ausrichtung auf das Göttliche oder kann man nicht auch in der sexuellen Ekstase bewusst mit dem Göttlichen verbunden sein? Wird die vollkommene Vereinigung mit einem Menschen vielleicht nur noch als spröder Abglanz erlebt, wenn man in Meditation oder Gebet erst einmal die Vereinigung mit allem, mit der All-Einheit erfahren hat? Was geschieht, wenn sexuelle Energie über lange Zeit sublimiert wird? Wer mehr zu dieser für viele immer noch brisanten Thematik lesen möchte, findet viele weitere Artikel in unserem Tantra-Dossier aus Heft 62 und beispielsweise auch im Artikel „Die geflügelte Energie der Begierde“ von Dr. Georg Feuerstein aus Heft 40.