Das Höchste ist ganz tief: verschiedene Stufen der Meditation und woran man sie erkennen kann
In der achtstufigen Tradition des Patanjali-Yoga ist Meditation (Dhyana) die vorletzte Stufe vor der spirituellen Erlösung (Samadhi). Aber was genau ist damit gemeint?
Der Stand der westlichen Wissenschaft ist heute so, dass die Effekte von Meditation – unabhängig von der gewählten Technik – auf physiologischer, psychologischer und neurologischer Ebene erwiesen sind. Experten wie Peter Sedlmeier, Psychologie-Professor an der TU Chemnitz, sehen daher den nächsten Schritt in der Erforschung der Frage, wie und warum Meditation wirkt. Eine interessante Studie in diesem Zusammenhang wurde bereits 2001 vom Kölner Meditationsforscher Harald Piron veröffentlicht. Er befasste sich mit dem Phänomen der „Meditationstiefe“: Um herauszufinden, ob es sich dabei um ein subjektives Phänomen handelt oder die Wahrnehmung unterschiedlicher Tiefebereiche bei jedem Menschen und jeder Meditationstechnik auftritt, befragte Piron 45 Meditationslehrer und -gurus aus verschiedenen Traditionen (Yoga, Buddhismus und Christentum) nach ihren Erlebnissen. Mit einer statistischen Faktor- und Cluster-Analyse ermittelte er fünf signifikante Cluster, die er als Strukturen der Meditationstiefe interpretierte: (1) Hindernisse, (2) Entspannung, (3) Persönliches Selbst, (4) Transpersonale Eigenschaften und (5) Transpersonales Selbst.
Charakteristika der verschiedenen Stadien
In der ersten Stufe werden Hindernisse wie Langeweile, Einschlafen und Schwierigkeiten bei der Entspannung wahrgenommen. In der zweiten Stufe der Entspannung erleben Meditierende Wohlgefühl, angenehm ruhigen Atem und immer mehr Ruhe und Geduld. Die dritte Stufe des „Persönlichen Selbst“ ist durch das Bewusstwerden eines inneren Zentrums gekennzeichnet, durch ein leichtes Körpergefühl, die Kontrolle über den Geist, die distanzierte Beobachtung der Gedanken, die Wahrnehmung eines umgebenden Energiefeldes (!), intuitive Einsichten in das Leben, die Wahrnehmung einer starken Kraft oder Energie sowie Gleichmut und inneren Frieden.
In der vierten Stufe werden „transpersonale Eigenschaften“ mit Aussagen beschrieben wie:
- „Die Meditationstechnik hatte keine Bedeutung mehr.“
- „Das Zeitgefühl ist verschwunden.“
- „Ich fühlte Liebe, Hingabe und Verbindung.“
- „Ich hatte das Gefühl, bedingungslos akzeptiert zu werden.“
- „Ich fühlte mich selbst als formlose Energie.“
- „Ich erlebte grenzenlose Freude.“
Die fünfte und tiefste Meditationsstufe des „Transpersonalen Selbst“ wurde beschrieben mit:
- „Gedanken sind vollständig zum Stillstand gekommen.“
- „Es gab kein Urteilen oder Vergleichen mehr.“
- „Ich fühlte mich eins mit Allem.“
- „Mein Geist, das Bewusstseinsfeld war frei von Gedanken, Emotionen und Gefühlen.“
- „Mein Geist/Bewusstsein weitete sich in einen […]