Ein Trauma erschüttert den Menschen bis in sein Innerstes. Yoga kann einen wertvollen Beitrag dazu leisten, Verwundungen zu heilen und die Schatten der Vergangenheit zu verwandeln. Dazu muss er allerdings an die Bedürfnisse der Betroffenen angepasst werden
Unsere Lebensgeschichte ist in unserem Körper gespeichert. Die Angst vor einem cholerischen Chef zeigt sich nach einiger Zeit in schützend hochgezogenen Schultern. Unsere Augenwinkel verraten irgendwann, wie gerne und wie oft wir lachen. Auch traumatische Erfahrungen „stecken uns in den Knochen“. Es ist der Körper, der manchmal nach einer schweren seelischen Verwundung in der Vergangenheit verhaftet bleibt. Und genau deshalb führt auch der Weg zur Heilung über den Körper.
Als traumatisch können Situationen bezeichnet werden, in denen wir uns als völlig überfordert und hilflos erleben. Angesichts einer wahrgenommenen Bedrohung schlägt zunächst unsere Amygdala, das Angstzentrum des Organismus, Alarm und löst unser physisches „Notfallprogramm“ – fight or flight (kämpfen oder flüchten) – aus. Gelingt eines von beiden und damit auch die Bewältigung der Situation, kommen wir vielleicht mit einem Schrecken davon. Können wir aber weder entkommen noch kämpfen („no fight, no flight“), bleibt nur die Erstarrung bzw. der Totstellreflex (freeze). Unser Organismus reagiert dabei auf totale Ohnmacht mit Immobilität und Taubheit oder spaltet bestimmte Persönlichkeitsanteile ab, damit das Unerträgliche erträglicher wird (z.B. Trennung von Verstand und Gefühl). Während das Ereignis irgendwann wieder vorbei ist, bleibt das Aufregungsniveau in unserem Nervensystem konstant erhöht. Obwohl sich die Welt im Außen verändert, das Leben weitergeht, bleiben der Körper und das Erleben des Betroffenen in dem Moment des Traumas und einer – zunächst normalen und angemessenen – Antwort darauf „stecken“. Das kann sich auf verschiedenste Art und Weise ausdrücken. In dramatischen körperlichen Reaktionen auf sogenannte „Trigger“ (Sinnesreize, die an die traumatische Situation erinnern), z.B. in Erbrechen, Zittern, Schwitzen oder Taubheit, in belastenden Träumen und Flashbacks – aber auch in einem latenten Gefühl der Überforderung oder Burnout, unsicheren Grenzen und einer fehlenden Verbundenheit mit unserem Körper und der Welt. Die lähmende Taubheit wird von einem Notfallprogramm zum Lebensgefühl.
Trauma hat viele Gesichter
Nicht immer liegt einem Trauma eine einzelne schockierende Erfahrung (Monotrauma), wie z.B. eine Vergewaltigung, Kriegs- und Gewalterlebnisse, ein schwerer Unfall oder ein tragischer Verlust, zugrunde. Auch lieblose, suchtkranke oder abwesende Eltern sowie die wiederholte Erfahrung, als Kind […]