Von Meditationsseife bis Yoga-Competiton und Asana-Performance: die Kehrseite des Yoga-Booms
Yoga ist mittlerweile nicht nur „HIP, HOT & HOLY“, wie es die Werbeabteilung von Jivamukti-Yoga plakatiert und auf Flyern und Webseiten formuliert, es ist oftmals gar nicht Yoga, was da beworben und dargestellt wird, sondern eine Marke, ein Produkt, eine Dienstleistung bzw. ein Teilaspekt des Yoga. Ganz gleich, ob da (grammatikalisch falsch) von „das Yoga“ die Rede ist oder (grammatikalisch richtig) der Yoga beschrieben wird, schaut man hinter die Kulissen der aktuellen Yogaszene, ist es tendenziell oft der denkbar größte Kontrast zum Wesen und zur Essenz des Yoga.
Das, was in den Medien publikumswirksam unter dem Begriff „Yoga“ subsumiert wird, entspringt in weiten Teilen einem auf Fitness und Gesundheit reduzierten Verständnis. Die über Yoga veröffentlichten Beiträge sind überwiegend rein affirmativ, das heißt, es werden in der Regel ausschließlich positive Erfahrungen beschrieben. Beiträge über Schließungen von Yogastudios, wie im Magazin der Süddeutschen Zeitung, Artikel darüber, „Wie Yoga auf den Hund kommt“ in der Züricher Zeitung oder Essays über „Heilsversprechen und Disziplinkeule“ wie in der Online-Ausgabe der WELT sind die Ausnahme.
Die Regel sind Beschreibungen eigener erster Erfahrungen von Redakteuren auf der Yogamatte oder Berichte über Prominente und deren Yogapraxis und oftmals ein oberflächliches Yogaverständnis. Ein Beispiel dafür ist ein 12-seitiger Beitrag in der Zeitschrift FIT FOR FUN, der im Oktober 2011 erschien. Auf der Titelseite, die von der Rückseite eine jungen Bikini-Frau mit spärlich bekleideten Gesäß als Blickfang gestaltet i st, steht „YOGA SPEZIAL / Auf 14 Seiten / Sanfter Sport – hartes Geschäft / Mit vielen Tipps und Übungen“. Die „vielen“ Übungen bestehen aus vier minimalistischen Kurzanleitungen, verteilt auf eine halbe Seite, überschrieben mit „Das Starter-Set“: 1. Tadasana, Berg; 2. Shavasana, Totenhaltung; 3. Adhomukha-Shvanasana, Hund; 4. Nadi-Shodhana, Wechselatmung. Der gesamte Beitrag der FitForFun-Redakteurin Cornelia Brammen gibt vor, kritisch über das „Big Business mit dem Seelenfrieden“ zu informieren, aber weshalb hofiert sie ausgerechnet den selbsternannten Bad Guy des Mc-Yoga, Bikram Choudhury? Und weshalb drängt sich beim Lesen der Eindruck auf, dass die Redakteurin selbst so gern am Big-Yoga-Business teilhaben möchte, allerdings ohne sich mit dem Thema Yoga vertraut zu machen? Es gibt einen unvollständigen und fehlerhaften Yoga-Stammbaum und einen zahlenlastigen Überblick „Cash und Karma – die Yoga-Industrie“, bei dem die […]