Weite, Leichtigkeit und Elastizität: Übungen für den Brustkorb
Der Brustkorb (Thorax) ist ein ausgesprochen elastisches und flexibles Gebilde aus Knochen, Knorpel, Gelenken und fein verwobenen Muskelschichten. Vorne bilden das Sternum, hinten die Brustwirbelsäule und dazwischen grazile Rippen seine bienenkorbähnliche Form und umschließen schützend Herz und Lungen. Im Vergleich sind Schädel und Becken im Knochenbau weitaus rustikaler. Der Brustkorb ist an der Wirbelsäule aufgehängt. Über Rippen und Gelenkflächen an den Querfortsätzen der Wirbel geht er mit der Brustwirbelsäule eine elastische Verbindung ein. Vorne verbinden sich die Rippen auch über knorpelige Gelenkverbindungen mit dem Sternum.
Ein Ziel im Yoga ist es, einen elastischen und lebendigen Brustkorb zu entwickeln. Die Elastizität des Brustkorbs wird durch eine Mobilisierung der einzelnen Brustwirbel, der Rippen und des Brustbeins vorne erreicht.
Die Brustwirbelsäule mit ihren 12 Wirbelkörpern ist der längste Teil der Wirbelsäule. Ihre Gelenkflächen stehen nahezu vertikal, wie die Achse einer Wendeltreppe. Damit erlauben die Brustwirbel vor allem auch Drehungen und Wendungen wie zum Beispiel beim Drehsitz, Matsyendrasana, oder beim Krokodil, Nakrasana, in Rückenlage. Aber die Brustwirbelsäule erlaubt auch Vor-, Rück,- und Seitbeugen.
Die Kobra-Position, Bhujangasana, ist ein Sinnbild für die Öffnung des Herzraumes. Das Bild des Lächelns zwischen den Schlüsselbeinen oder B.K.S. Iyengars Öffnen der „eyes of the chest“ beschreiben diese Öffnung sehr schön. Auf der physischen Ebene bewirkt das subtile Anheben des Sternums die Weitung zwischen den Schlüsselbeinen.
Der Brustkorb in der Bewegung
Im Idealfall integriert sich der Brustkorb in die Bewegung von Becken und Kopf, wobei die unteren Rippen dem Becken, die oberen dem Kopf folgen. Die Brustwirbelsäule kann sich längen. Beim Gehen und Laufen richtet sich die Wirbelsäule im Moment des Abstoßens vollständig auf. Der Bewegungsimpuls wird über das Becken an den Brustkorb und Kopf weitergegeben. Der vordere, obere Beckenrand hebt sich und verbindet sich mit den unteren Rippen. Das Brustbein und die oberen Rippen vorne streben in Richtung Kopf. So wirken unterschiedliche Bewegungsrichtungen im Brustkorb. Der Bewegungs- bzw. Energieimpuls wandert vom Beckenboden entlang der Wirbelsäule, durch das Brustbein bis in die Kopfkrone. Jeder Schrittwechsel erlaubt ein Zurückschwingen der Wirbelsäule in die Doppel-S-Form, einhergehend mit einem Absenken des Brustbeins und des vorderen Beckenrands, bis der andere Fuß wieder Kontakt mit der Erde aufnimmt. Beim Gehen und Laufen spricht man von einem […]