Die Mobilisierung der Brustwirbelsäule und die Methode der bewussten Verzögerung in der Yogatherapie bei Krebs
Die Brustwirbelsäule ist in der Regel beim gewöhnlichen Menschen sehr unbeweglich geworden. Es gibt dahingehend leider noch keine Statistiken, aber im Yogaunterricht mit Patienten habe ich die Erfahrung gemacht, dass bei mehr als 90% der Betroffenen einer Krebskrankheit, und hier im Besonderen beim Brustkrebs, die Brustwirbelsäule ungewöhnlich starke Verhärtungen und Blockaden bis hin zu Versteifungen aufweist. Die Betroffenen besitzen außerdem sehr wenige Empfindungen für diese Region, die etwa auf Höhe der Schulterblätter und etwas unterhalb von diesen lokalisiert ist. Sie tun sich deshalb sehr schwer, die so genannten „vergessenen Punkte“ zwischen den Schulterblättern wahrzunehmen und beispielsweise im stehenden Halbmond, Chandrasana, eine gezielte Dynamik in diesem Bereich aufzubauen und den Körper in eine Streckung zu führen, ohne dabei die Schulter-Nacken-Region zu verspannen. Das Empfindungsleben kann so stark gestört sein, dass bereits ein einfaches Wahrnehmen und Erleben der vorderen Brustregion scheinbar nicht möglich ist. Wie erklärt sich diese Empfindungslosigkeit in jener Region, die mit dem Herzen eine doch so wichtige Körperregion darstellt und im gewissen Sinne die Mitte des Menschen kennzeichnet?
Verhärtungen im Bereich der Brustwirbelsäule und ihre Hintergründe
Interessanterweise wird aus geisteswissenschaftlicher Sicht die Wirbelsäule mit ihren drei Teilabschnitten den Bewusstseinskräften oder, fachlich gesprochen, den sogenannten Seelenkräften des Menschen, dem Denken, dem Fühlen und dem Willen, zugeordnet. Dabei wird das Denken der Halswirbelsäule, das Fühlen der Brustwirbelregion und der Wille der Lendenwirbelregion zugeordnet. Diese Gliederung und Zuordnung eröffnet erste, sehr wertvolle diagnostische und therapeutische Rückschlüsse, die vom Seelenleben auf den Körper gezogen werden können. Heinz Grill beschreibt, dass sich Blockaden, die im Gefühlsleben durch Einschnürungen, Verdrängungen oder ungelebte Lebenswünsche entstehen, oft in einer blockierten bis verformten Brustwirbelsäule manifestieren. Ein natürliches Fließen von Lebenskräften wird in diesem Bereich aufgrund einer Disharmonie im Seelenleben behindert oder sogar ganz unterbunden. Diese Einschnürungen und Verhärtungen im Bereich der Brustwirbelsäule, die sich bereits bei einfachen Übungen deutlich abzeichnen, und die Tumorerkrankung in diesem Körperabschnitt können die Mitte des Menschen in einem sehr hohen Maße „verschatten“. Es ist bei einer gezielten Mobilisierung dieser Region nicht selten der Fall, dass der Teilnehmer von den befreienden Eindrücken und den Gefühlen der Offenheit, die mit der Ausführung einhergehen, regelrecht überwältigt wird.
Mit der seelischen […]