Vor einigen Wochen stieß ich zufällig auf das Hörbuch „Die Kraft des Betens. Eine Gebrauchsanweisung zum Innehalten“ von Marcus Braybrooke. Dieses Hörbuch möchte ich euch gerne empfehlen.
Es ist wirklich klasse, weil sich sein Inhalt nicht nur auf einen Gott bezieht, sondern das Göttliche aller Religionen und Daseinsformen miteinbezieht. Ich möchte gerne ein paar Gedanken aus dem Buch mit euch teilen.
Allem voran beschreibt Braybrooke das Gebet als eine Möglichkeit, Verbindung zu schaffen: Verbindung zwischen mir und Gott, zwischen mir und dem Leben und zwischen mir und anderen. Zwei Gebete haben mir besonders gut gefallen.
Das erste Gebet wendet sich an Gott als unseren Vater und unsere Mutter. Dadurch schaffen wir eine persönliche Verbindung zu unserer universellen Herkunft. Gebe ich mich diesem Gebet vollkommen hin, dann erfahre ich ein Gefühl von Aufgehobensein in einem viel größeren Kontext als in meiner physischen Familie:
1. „Gott ist unser Vater und unsere Mutter, die mir gnädig waren, daher gehe ich friedvoll meine Wege.“ (Gebet der Cheyenne-Indianer)
Beim zweiten Gebet wende ich mich ALLEN Wesen zu, bete für das Wohl ALLER Wesen und spüre dadurch eine tiefe Verbundenheit mit dem Herzen ALLER. Dadurch entsteht ein wunderschönes Gefühl der Verbundenheit und das Gebet unterstützt mich darin, aus der Ich-Wahrnehmung herauszukommen und in das Wir-Erleben einzutauchen:
2. „Mögen alle Wesen Frieden und Wohlergehen erfahren. Mögen alle Wesen auf immer in Frieden leben. Möge jedes Wesen, ob stark ob schwach, ob groß ob klein, ob sichtbar oder unsichtbar, ob nah ob fern, ob geboren oder die Geburt erwartend, jederzeit mit Frieden gesegnet sein.“ (Gebet aus dem Buddhismus)
Mich selbst berühren diese Gedichte sehr. Ich finde diese beiden Gebete sehr kraftvoll. Vielleicht willst du sie auch einmal ausprobieren?
Vielleicht spricht dich aber eher eines der folgenden kurzen Gebete an:
1. „Ich habe dich je und je geliebt.“ (Aus dem Propheten Jeremia)
2. „Om mani padme hum.“ (Aus dem Buddhismus)
3. „Ich bin deines Lebens Ziel. Dein Heim, deine Zuflucht, dein wahrer, treuer Freund.“ (Krishna, Bhagavad-Gita, aus dem Yoga)
Um die göttliche Kraft zu spüren, die diesen Gebeten innewohnt, solltest du dir Zeit lassen und die Worte innerlich erklingen lassen. Denn nur dann, wenn du dich von ganzem Herzen öffnest, kannst du die Verbindung spüren zwischen dir und Gott, zwischen dir und anderen.
Verbindung mit dem Göttlichen aufnehmen
Sollte es ungewohnt für dich sein, zu beten und eine Beziehung zum Göttlichen herzustellen, so probiere folgende Übung aus:
- Setz dich aufrecht hin.
- Atme tief und bewusst ein und aus.
- Stell dir die ungeheure Weite des Universums vor.
- Öffne dich für die winzigen Wunder des Lebens, die selbst in einem Tautropfen zu finden sind.
- Mach dir bewusst, dass die göttliche Macht mit uns verbunden und nicht fern von uns ist.
Nimm diese innere Grundhaltung als Basis für das Gebet ein. Diese Verbindung ist wie ein Sicherheitsseil in Krisen und kann dir dabei helfen, gelassener durch schwere Zeiten zu gehen.
Stille erfahren
Die Stille ist sowohl der Weg als auch das Ziel beim Gebet. Doch wie ein See nach dem Sturm, so muss auch der Geist ruhig werden. Wenn du es nicht gewohnt bist, zu beten oder in die Stille zu gehen, so kann es anfangs ungewohnt für dich sein. Beispielsweise über ein Mantra kannst du den Geist langsam an die Stille gewöhnen.
Das ist natürlich leichter gesagt, als getan. Und wenn du schon etwas Meditationspraxis hast, dann weißt du, wie schnell der Geist sich langweilt und wie sehr er dazu tendiert, in die Vergangenheit oder Zukunft zu gehen.
Verurteile dich also nicht. Nimm einfach nur wahr, wo dein Geist gerade ist. Wenn er nicht im gegenwärtigen Moment ist, dann hol ihn achtsam und liebevoll wieder in deinen Körper zurück.
Achte darauf, dass du dich nicht unter Leistungsdruck setzt. Auch das ist eine Art von Ablenkung.
Tauche immer wieder in die Stille ein. Von Moment zu Moment. Von Atemzug zu Atemzug. Tauche am besten mit Haut und Haaren in die Stille ein. Mit deinem ganzen Sein!
Sollte dir die Stille Angst bereiten, dann füll sie mit positiven Bildern. Gewöhn dich langsam daran und überfordere dich nicht!
Gebet gegen Einsamkeit
Besonders berührt hat mich das Gebet gegen Einsamkeit, weil Braybrooke hier mit einem wunderschönen Bild arbeitet:
1. Schließ die Augen und komm in eine bequeme Sitzhaltung.
2. Lauf einem Sonnenuntergang entgegen, der nur für dich geschaffen wurde.
3. Stell dir ein Bild von konzentrischen Kreisen vor:
Im ersten Kreis stehen deine Familie und deine Freunde.
Im zweiten Kreis stehen Arbeitskollegen oder Kunden.
Im dritten Kreis stehen Menschen, die dir im Verlauf deines Lebens begegnet sind und eine wichtige Rolle für dich gespielt haben.
4. Nimm jemanden aus dem äußersten Kreis und verbinde dich innerlich mit ihm. Mach dir bewusst, dass er oder sie immer wieder Momente erfährt, in denen er oder sie sich einsam fühlt.
5. Öffne dein Herz jetzt noch einmal ganz neu für diesen Menschen und mach dir bewusst, dass du auch heute noch – selbst, wenn ihr nichts mehr miteinander zu tun habt – auf der Herzensebene miteinander verbunden seid.
6. Öffne dann wieder deine Augen und bete abschließend noch einmal für alle Wesen auf diesem Planeten.
Die hier aufgeführten Gebete stellen nur eine kleine Auswahl an Gebeten dar. In dem Hörbuch findest du zahlreiche Gebete und wundervolle Impulse, dich mit dem Göttlichen zu verbinden.
Dabei wünsche ich dir viel Freude!