Das Wissen über die Methoden hinter den tantrischen Ritualen, die Yoga-Nidra, die große yogische Entspannungstechnik, so wirkungsvoll machen. Über Nyasa, Chakra, Bewusstsein und die Entschlussfassung in Yoga-Nidra
„Im Augenblick des Einschlafens, wenn der Schlaf noch nicht gekommen ist, und das Bewusstsein des Äußeren verschwindet, an diesem Punkt wird Sein erlebt.” Vijnana-Bhairava-Tantra
Das obige Zitat aus einem 4000 Jahre alten tantrischen Text beschreibt eine Erfahrung in Yoga-Nidra, die auch „psychischer Schlaf“ genannt wird. Tantra ist eine zeitlose Tradition mit Methoden zur Bewusstwerdung des Menschen. Das Wort bedeutet eigentlich, zu erweitern – nämlich das Bewusstsein, das Wissen vom Leben – und zu befreien – sich selbst. Die „echten“ Tantriker verwenden Methoden, sie handeln und erfahren. Wenn sie überhaupt über Tantra kommunizieren, geschieht es ausschließlich mit der Absicht, andere dazu zu inspirieren, selber etwas zu machen, zu meditieren usw., anstatt zu philosophieren. Nicht jeder versteht, was es heißt, den Weg der Selbstverwirklichung zu gehen. Für den Lehrer gilt es, diejenigen zu unterrichten, die empfänglich sind und wirklich das Gelernte anwenden wollen, aber sein Wissen vor denjenigen zu verbergen, die nur neugierig oder sensationsgierig sind – die nur schnell etwas probieren möchten, um dann weiterzueilen zum Nächsten.
Geheimschrift im Tantra und anderswo
Vieles, was wir im Tantra finden, ist deshalb geheim. Entweder wurde es nicht aufgeschrieben, oder es wurde, nachdem die Schrift in die Kultur eingeführt worden war, in einer Codesprache geschrieben, die im Sanskrit Sandhabhasha genannt wurde. Diese Geheimsprache oder Umschreibungen konnten wie unschuldige Geschichten aussehen und waren dennoch nicht immer unschuldig. Sie konnten auch einen pornographischen Inhalt haben, um den Leser zu verschrecken oder zu faszinieren. So wurde der Betreffende nicht des verborgenen Inhalts des Textes gewahr. Die wirklichen Praktiken waren, wenn sie überhaupt niedergeschrieben worden waren, in den Ritualen, religiösen und sexuellen Texten versteckt oder hinter Namen und Zahlen, die mit anderen Worten ausgetauscht werden sollten. Sie konnten nur von demjenigen verstanden werden, der schon einen Schritt in die Einweihung getan hatte – aber sogar dann verblieben die Methoden, die in den Schriften beschrieben wurden, lediglich Andeutungen im Verhältnis zu der Wegleitung, die man direkt von einem anderen Menschen empfängt, wie z.B. Anleitungen in fortgeschrittener Meditation.
Geheimsprachen waren nicht nur ein indisches Phänomen. Es gab sie u.a. auch im alten […]