6. Buddhismus – von den bedeutendsten Schulen der Meditation
Wenn wir „Buddhismus“ hören, denken wir meist an Meditation. Manche Menschen im Westen glauben sogar, beim Buddhismus handele es sich gar nicht um eine Religion, sondern um einen Meditationsweg oder zumindest um eine Form von Philosophie. Reisen wir dann aber in ein buddhistisches Land nach Asien, sieht alles doch ganz anders aus. In der allgemeinen Bevölkerung scheint das Interesse an Meditation eher gering. Im Zentrum buddhistischer Praxis steht ein reger Opferkult. Statt zu meditieren, rezitieren selbst die Mönche viel lieber heilige Texte oder fertigen Amulette an. Dennoch gibt es inzwischen auch wieder Meister buddhistischer Meditation, die allerdings gesucht werden müssen. Letztlich handelt es sich beim Buddhismus sogar um die einzige aller Weltreligionen, die vor zweieinhalbtausend Jahren aus einer Meditationsbewegung hervorgegangen ist. Wie lange diese Meditationsbewegung jedoch Bestand hatte, ist heute nur schwer abzuschätzen. Fest steht, dass im Laufe seiner Geschichte immer wieder große Meister auftraten, die sich auf die Ursprünge des Buddhismus zurückbesannen und immer wieder neue Formen der Meditation für ihre jeweilige Zeit entwickelten. Von ihnen können wir heute unendlich viel lernen.
Die Essenz buddhistischer Meditation
Um zu verstehen, was Meditieren im Buddhismus heißt, ist es hilfreich, sich auf die Essenz der Meditation zu besinnen. Die Essenz der Meditation wird von altersher als Mittlerer Weg bezeichnet. Die Rede vom Mittleren Weg leitet sich von den Lebenswegen des historischen Buddha Siddharta Gautama ab. Nach buddhistischer Mythologie lebte Siddharta zunächst als Königssohn in großem materiellem Reichtum, um zu erkennen, dass in den Dingen der Welt nicht der letzte Sinn zu finden ist. Er verließ daraufhin den Königshof und suchte nun den Sinn in der Negierung alles Weltlichen, in Askese und Abtötung. Jedoch auch hier war ihm kein Erfolg beschieden. In beiden Wegen, sowohl in weltlichem Reichtum als auch in der Negierung alles Weltlichen, fand sein Suchen keine Erfüllung. Erst als er die Meditation als den Mittleren Weg entdeckte, erwachte Siddharta und wurde so zum Buddha (Sanskrit: „buddha“ = „der Erwachte“). Der Mittlere Weg meint dabei keineswegs die Mitte zwischen weltlichem Leben und Askese, als ob es um etwas Wohlstand, verbunden mit etwas Kasteiung, gehen würde. Der Mittlere Weg bedeutet den Aufbruch von etwas ganz anderem, das weder mit weltlichem noch mit […]