Wie man sich gezielt auf die Pranayama-Praxis vorbereitet: Warum Warm-Ups, das Erlernen der Bandhas und ausleitende Atemtechniken wichtig sind – Erläuterungen und Übungen
Die Kunst der Asana-Praxis besteht darin, Elemente, die den Übungsschwerpunkt bilden oder das jeweilige Thema ausmachen, je nach Schule entweder mit leicht durchführbaren Karana-Sequenzen oder mit Asana-Varianten vorzubereiten und unter angemessener Belastungssteigerung zu vertiefen, in Abstimmung mit den individuellen Voraussetzungen. Auch in der Pranayama-Praxis gehen wir nicht von Null auf Hundert, sondern bereiten die Atemorgane gezielt auf die unterschiedlichen Funktionen der Pranayama-Konzepte vor. Wir bauen die Atemkapazität allmählich und achtsam auf. Die Dauer der Atemverhaltung (Kumbhaka) wird sukzessive, sachte und individuell ausgedehnt, so dass sich das Atemanhalten in keiner Weise forciert anfühlt, sondern mühelos und unangestrengt (sukha). Wir sollten uns im Klaren darüber sein, dass wir mit angewandtem Pranayama in den natürlichen, unwillkürlichen Atemmechanismus eingreifen und damit auch das Gehirnareal manipulieren, das den Atem steuert: das Atemzentrum. Durch diese Umstellung kann zu Beginn der Übungspraxis leichte Müdigkeit auftreten. Augentränen, Gähnattacken, Schweißausbrüche, Ausdünstungen, Räuspern, Hustenreiz oder Auswurf können weitere Anzeichen für den in Gang gebrachten Reinigungsprozess sein. Auch anfänglicher Muskelkater der Rippenzwischenmuskulatur oder des Zwerchfells fühlt sich ungewohnt an. Andererseits können positive Wirkungen wie eine gute Verdauung, Gesundheit, Verjüngung, eine schöne Stimme, Konzentrationsfähigkeit, ein klarer Kopf, Ruhe der Nerven, innere Kraft, gute Laune und überraschende magische Ereignisse eintreten.
Unter klassischem Pranayama werden streng genommen die in der Hatha-Yoga-Pradipika genannten acht Kumbhakas verstanden: Suryabheda, Ujjayi, Sitkari, Shitali, Bhastrika, Brahmari, Murchchha, Plavini (HYP II.44).
Vorbereitende Schritte: Empfehlungen und Hintergründe
Vor Ausführung einer klassischen Pranayama-Übung im aufrechten Sitz sind hier, neben einer regelmäßigen Asana-Praxis, einfache hinführende Atem- und Bewegungsabläufe im Stehen oder Liegen als Warm-up sinnvoll, um die Atemorgane nicht zu überfordern. Außerdem sollte vorab die Technik der Bandhas – für Pranayama unerlässlich – präzise eingeübt werden. „Bandha setzen“ heißt: durch Muskelkontraktion einen Verschluss erzeugen, mit dem bestimmte Bereiche des Körpers abgedichtet werden, um flüchtige Energien zu halten oder umzulenken. Mittels Bandha wird das innere Feuer (Agni) angefacht, seine Wirkung verstärkt und somit der Läuterungsprozess intensiviert bzw. die Kundalini aufgerüttelt.
Wir beginnen die Pranayama-Vorbereitung immer mit ausleitenden Atemtechniken, um zunächst für den Abtransport dessen zu sorgen, was den Prana-Fluss behindert. Aus gleichem Grund hat die Betonung der Ausatmung in der Atemschule den höheren […]