Ein Seminarhaus, das unsere Redakteurin Doris Iding besonders beeindruckt hat: Haus Osterloh, geleitet von einer zutiefst inspirierenden Achtsamkeitslehrerin
Seminarhäuser gibt es viele. Tief beseelte Zentren hingegen gibt es wenige. Ein Haus, das tief beseelt ist und dazu noch atmet? Ja, das habe ich gefunden. Es begegnete mir mit Osterloh, kurz vor der österreichischen Grenze nahe Freilassing. Gelassenheit und Ruhe atmet es ein. Kreativität und Entspannung atmet es aus. Diese Erfahrung machte ich, als ich an diesen idyllisch gelegenen Ort kam, um die Besitzerin des Anwesens, Maria „Tussi“ Kluge, zu treffen. „Tussi“, wie sie von allen Menschen liebevoll genannt wird, hatte bereits in ihrer Jugend tiefe spirituelle Erfahrungen und blieb ihrer Sehnsucht nach persönlichem Wachstum und dem Wirken zum Wohle aller Wesen ihr ganzes Leben lang treu. 1995 wurde sie von Jon Kabat-Zinn zur MBSR-Lehrerin (Mindfulness-Based Stress Reduction) ausgebildet. Sie arbeitet in den USA seit vielen Jahren im Bereich der Sterbebegleitung, Schmerztherapie, Sucht und Resozialisierung. Darüber hinaus bildet sie Krankenschwestern und Ärzte erfolgreich mit ihren Achtsamkeitsprogrammen aus. Es war die Liebe, die sie über 20 Jahre in den USA hielt. Dort initiierte sie an den medizinischen Universitäten von Virginia und Florida mehrere Programme, die sich mit Achtsamkeit beschäftigten. Der Tod ihres Mannes bewegte Maria Kluge dann dazu, sich wieder mehr in Deutschland aufzuhalten. Zu sehr erinnert Amerika sie an die glücklichen Jahre mit ihm.
Seminarhäuser gibt es viele. Tief beseelte Zentren hingegen gibt es wenige. Ein Haus, das tief beseelt ist und dazu noch atmet? Ja, das habe ich gefunden. Es begegnete mir mit Osterloh, kurz vor der österreichischen Grenze nahe Freilassing. Gelassenheit und Ruhe atmet es ein. Kreativität und Entspannung atmet es aus. Diese Erfahrung machte ich, als ich an diesen idyllisch gelegenen Ort kam, um die Besitzerin des Anwesens, Maria „Tussi“ Kluge, zu treffen. „Tussi“, wie sie von allen Menschen liebevoll genannt wird, hatte bereits in ihrer Jugend tiefe spirituelle Erfahrungen und blieb ihrer Sehnsucht nach persönlichem Wachstum und dem Wirken zum Wohle aller Wesen ihr ganzes Leben lang treu. 1995 wurde sie von Jon Kabat-Zinn zur MBSR-Lehrerin (Mindfulness-Based Stress Reduction) ausgebildet. Sie arbeitet in den USA seit vielen Jahren im Bereich der Sterbebegleitung, Schmerztherapie, Sucht und Resozialisierung. Darüber hinaus bildet sie Krankenschwestern und Ärzte erfolgreich mit ihren Achtsamkeitsprogrammen aus. Es war die Liebe, die sie über 20 Jahre in den USA hielt. Dort initiierte sie an den medizinischen Universitäten von Virginia und Florida mehrere Programme, die sich mit Achtsamkeit beschäftigten. Der Tod ihres Mannes bewegte Maria Kluge dann dazu, sich wieder mehr in Deutschland aufzuhalten. Zu sehr erinnert Amerika sie an die glücklichen Jahre mit ihm.
Osterloh ist wie seine Besitzerin etwas ganz Besonderes. Das Haus liegt eingebettet in die sanfte und malerische Hügellandschaft des Voralpenlandes. Kaum angekommen, vergesse ich die Alltagssorgen und atme tief und entspannt im Rhythmus des Hauses mit. Aber nicht nur das. Schnell fühle ich mich hier sogar zu Hause und seufze hier und da vor Erleichterung. Hier kann ich endlich den Stress und die Hektik Münchens vergessen. Anspannung fällt einfach wie von selbst von mir ab. Obwohl ich das erste Mal hier bin, ist es doch so, als wäre ich nur kurz weg gewesen. Weg von zuhause. Weg von einem ganz speziellen Ort, der alle Menschen aufnimmt, als wären es seine Kinder.
Liebe und Achtsamkeit sind überall spürbar
Abgeschieden in der Natur, fühle ich mich inmitten der Obstbäume an einem wunderschönen kleinen See sofort eins mit den Bäumen und dem Garten, in dem zahlreiche Blumen blühen und viele Nahrungsmittel gedeihen. So sehr, dass der Atem hier automatisch von Moment zu Moment, von Atemzug zu Atemzug tiefer wird. Hier atmet auf ganz natürlich Weise alles zusammen: Die Erde mit mir, der Wald mit dem Wasser, die Mitarbeiter mit dem Himmel, die Seminarteilnehmer miteinander. Alles mit allem …
Gelassenheit und Ruhe haben sich am zweiten Tag vollkommen in mir ausgebreitet. Beim Blick aus dem Schlafzimmerfenster, von dem aus ich die Alpen sehe, tue ich dann noch einen weiteren, noch tieferen und noch entspannteren Seufzer. Ich fange an, mich hier mit der ganzen Welt eins zu fühlen. Nach dem köstlichen Essen, zubereitet von Tussi selbst oder von Petra oder Andrea, die mit viel Achtsamkeit und Liebe für die Teilnehmer kochen, wird der Atem noch einmal tiefer. Und spätestens nach einer unvergesslichen Massage von Regina, der Ayurvedatherapeutin, oder von Tussi, die mit ihren heilenden Händen Craniosakralmassagen gibt, wird die Verbindung mit meinem Atem so bewusst, dass endlich das beginnt, was ich am meisten liebe: ES fängt an, mich zu atmen!
Liebe und Achtsamkeit spielen in diesem Haus eine offensichtlich große Rolle. Die Schönheit des Anwesens und die auserwählten Gegenstände, die Wände, Schlafzimmer, Küche, Galerie, Hamam und Sauna schmücken, oder die großzügig angelegten Yogaräume inspirieren mich, immer wieder ganz wach von Raum zu Raum zu gehen und mir alles im Detail anzusehen. Aber nicht nur das. Nie zuvor hat ein Haus all meine Sinne so dermaßen angesprochen wie dieses Gut. Ich möchte hier nur barfuß gehen, um den Holzboden zu spüren und mit ihm zu atmen. Ich will nur dem lodernden Feuer lauschen und darauf hören, was mir das Knistern des brennenden Holzes mitteilen will. Ich habe das Verlangen, vieles über die Hände wahrzunehmen, seien es die selbst genähten Indianerpüppchen aus einem Reservat in Dakota oder eine schöne Buddhastatue aus Nepal.
Egal, ob ich für eine einzelne Yogastunde oder für einen mehrtägigen Workshop hier bin: Dieser Ort bringt mich in Kontakt mit der Natur, mit der Achtsamkeit – und mit meinem eigenen Herzen, das einen traurigen Seufzer macht, als ich wieder wegfahren muss, in die atemlose Welt des Alltags.
Interview
Maria Tussi Kluge im Gespräch mit YOGA AKTUELL
YOGA AKTUELL: Was hat Sie motiviert, das Haus hier zu kaufen?
Maria Tussi Kluge: Mein Mann hat es mir vor gut 12 Jahren geschenkt. Wir haben damals in Amerika gelebt, und da er so viel älter war als ich, wollte er, dass ich nach seinem Tod wieder nach Hause gehen kann. Ganz davon abgesehen, hatte er auch immer eine intensive Beziehung zu Deutschland, weil er hier geboren wurde.
Wann sind Sie auf die Idee gekommen, ein Seminarhaus daraus zu machen?
Ein Freund von mir, Matthias Brenner, ein Massagetherapeut und Heilpraktiker, hat mich irgendwann gefragt, warum ich nicht hier in Deutschland Kurse zum Thema Achtsamkeit gebe. In Amerika hatte ich bereits viele Jahre mit Ärzten und Krankenschwestern Seminare zu dem Thema gemacht und auch mit Gefangenen gearbeitet. Die Idee hat mir damals sehr gut gefallen. Hinzu kam, dass meine Tochter, die mit ihrer Familie in München lebt, Sorge hatte, dass ich nach dem Tod meines Mannes zu sehr an ihr hängen würde (lacht herzhaft). Mir hingegen war aber klar, dass ich, wenn ich aus Amerika zurückkomme, hier meine Arbeit machen würde. Dann bin ich immer öfter hier gewesen, und es kam plötzlich eins zum anderen: Ich habe hier Achtsamkeitsseminare angeboten, eine Yogalehrerin aus der Region gibt hier regelmäßig Yogakurse, und erst im Juli hatten wir ein unvergessliches Yogaretreat mit Angela Farmer und Victor van Kooten.
Wann und warum haben Sie einen Verein gegründet?
Ich habe den Verein vor fünf Jahren gegründet. Dabei war es mir besonders wichtig, etwas zu etablieren, das nicht profitorientiert arbeitet. In Amerika gibt es viele Non-profit-Organisationen, und hier in Oberbayern gibt es zahlreiche Vereine: Feuerwehr, Bäuerinnen etc. (lacht wieder). Es war mir ein Anliegen, einen Verein zu gründen, damit die Menschen etwas für ihre eigene Entwicklung tun können.
Hat sich Ihr Anliegen erfüllt?
Ja, und das tut es mehr und mehr! Zuerst kamen die Menschen aus München, dann klopfte eine Yogalehrerin aus der Region an die Tür und sagte, dass sie auf der Suche nach einem Raum sei. Den habe ich ihr zur Verfügung gestellt. Seitdem gibt sie konsequent jeden Montag hier Yogastunden. Es kommen die unterschiedlichsten Menschen in ihren Unterricht, z.B. ein Zahnarzt und eine Bäuerin etc. Das ist genau das, was ich mir hier wünsche. Ich möchte auch gerne regelmäßig 8-wöchige Achtsamkeitskurse anbieten, so wie ich es seit vielen Jahren in Amerika mache, wo ich intensiv mit Jon Kabat-Zinn zusammenarbeite, von dem ich auch vor 16 Jahren in die MBSR-Methode eingeführt wurde. Dann habe ich auch immer wieder eine Rap-Band hier, die ihre CDs aufnimmt: Moop Mama. Sie haben sich hier in Osterloh zurückgezogen und konzentriert an ihrem Projekt gearbeitet. Es hat mir große Freude bereitet, die Jungs hier zu haben! Und irgendwann habe ich gemerkt, dass die Menschen sich hier sehr gut konzentrieren können, in sich hineinspüren können, mit ihren Fähigkeiten in Kontakt kommen und sich einfach sauwohl fühlen! Mir war es auch wichtig, dass kein rigides, dogmatisches Seminarzentrum entsteht, sondern der Platz sollte eine große Gastfreundschaft und Freiheit gleichermaßen vermitteln und für Entspannung sorgen. Dann werden hier auch Hochzeiten gefeiert, Märchen erzählt, und es wird gekocht. Das Angebot ist also vielfältig. Was aber mit der Zeit entstanden ist, ist das Gefühl, dass das Haus gerade durch diese verschiedenen Angebote atmet und freimacht. Das Haus atmet. Die ganze Atmosphäre hier atmet. Es ist eine großzügige und weltoffene Atmosphäre. Das hängt damit zusammen, dass ich in Deutschland, Italien und Amerika gelebt habe und vieles aus diesen Ländern aufgenommen habe, und ich lasse mich auch immer wieder inspirieren.
Die Seminargebühr ist hier sehr günstig. Wie ist das möglich?
Mir war es ganz wichtig, dass es kein exklusives Seminarhaus wird, in das nur Menschen kommen können, die zu einer bestimmten Einkommensklasse gehören. Sondern mir liegt am Herzen, dass alle Menschen hierher kommen können und es sich leisten können. Wenn ich die Möglichkeit habe (und die habe ich), hier etwas zu gründen, wo das Geschäftliche nicht im Vordergrund steht, sondern das Wachstum … Es ist ja auch in den alten Traditionen so üblich, dass alle zum Wohl der Gemeinschaft einbringen, was ihnen möglich ist, und nicht nur an sich selbst denken. Wenn alle, auch der Staat oder private Stiftungen, so etwas unterstützen können, dann ist es auch meine Fähigkeit, diesen Platz hier zum Wohle aller zur Verfügung zu stellen.
Wie aktiv sind Sie selbst hier?
Mir ist es mittlerweile wichtig, dass ich mich selbst mehr und mehr mit einbeziehen kann. Das heißt, dass ich im Laufe der Zeit mehr Achtsamkeitstage oder -wochen anbieten möchte, oder bei Seminaren auch meine Massagen mit anbiete. So, wie ich es z.B. bei dem Seminar von Angela Farmer und Victor van Kooten getan habe. Da habe ich im Laufe des Seminares auch vielen Teilnehmern eine Massage gegeben.
Sie sind seit 16 Jahren sehr eng verbunden mit Jon Kabat-Zinn. Welche Rolle spielt er hier?
Er spielt hier in Osterloh insofern eine Rolle, weil er mir in diesen Jahren sehr viel ermöglicht hat. Er gibt sein ganzes Wissen weiter und unterstützt alle Menschen. Als ich angefangen habe, im Gefängnis zu unterrichten, hat er mich jeden Tag angerufen und gefragt, wie es mir damit geht. Und das macht er nicht nur mit mir. Er ist so großzügig, das, was er in sich selbst gefunden hat, auch weiterzugeben. Er hat die Fähigkeit, in anderen Menschen ihr volles Potenzial zu erkennen und es zu fördern.
Was ist Ihr langfristiger Wunsch in Bezug auf Osterloh?
Osterloh bedeutet „Feuer“ und „brennen“. Und das ist in diesem Haus möglich. Auch im tiefsten Winter strahlt das Haus eine enorme Wärme aus. Deshalb wünsche ich mir, dass die Menschen sich selbst hier begegnen, ihr eigenes Feuer wieder entfachen und in jeglicher Hinsicht gut auftanken können. Das ist mein größter Wunsch!
Vielen Dank für das Interview!
Infos
Internet: www.achtsamkeit-osterloh.org