Sehr viele Menschen unter uns leiden an den Folgen von Traumata verschiedenster Art. Doch Heilung ist möglich: Wie Yoga helfen kann, nach einem Trauma wieder mit neuem Mut durchs Leben zu gehen
Man braucht nicht als Flüchtling in einem Lager zu leben oder als Soldat in einem Krieg gekämpft zu haben, um Traumata zu kennen. Mittlerweile weiß man, dass sie zum Leben vieler Menschen dazugehören. Wer nicht selbst eine solche Erfahrung durchlebt hat, findet sie sicher in seinem Umfeld. Der Trauma-Experte Bessel van der Kolk zeigt auf, dass Untersuchungen zufolge einer von fünf Amerikanern als Kind sexuell belästigt wurde und einer von vier als Kind von den eigenen Eltern so brutal geschlagen wurde, dass am Körper dauerhafte Spuren zurückgeblieben sind. Als Erwachsene wiederholen solche Betroffenen häufig das eigene Schicksal an anderen, so dass es in einer von drei Paarbeziehungen zu körperlicher Gewalt kommt. Das Resultat eines solchen Traumas sind körperliches Leiden und ein Gefühl der inneren Isolation sowie eine Veränderung von Gehirnstrukturen und körperlichen Funktionen. Übrigens muss nicht immer ein Übergriff oder Gewalt im Spiel sein. Selbst ein Skiunfall, ein Sturz vom Fahrrad oder ein Zugunglück können ein körperliches oder seelisches Trauma hinterlassen.
Wie umfassend solch traumatische Erfahrungen wirken, wurde in den letzten Jahren vielfach belegt. Eine der gravierendsten Trauma-Folgestörungen sind laut dem Neurobiologen Joachim Bauer die eingeschränkte Fähigkeit zur sogenannten Arousal Modulation, dem Verlust der Fähigkeit zur Selbststeuerung. Neue Erkenntnisse über die Überlebensinstinkte erklären aber auch, wie sehr Traumatisierte seelisch leiden. Sie werden von unvorstellbaren Ängsten gequält und von unerträglicher Wut heimgesucht. Auch noch Jahrzehnte, nachdem das Trauma passiert ist, wird ihre Fähigkeit, sich zu konzentrieren, sich zu erinnern, Vertrauensbeziehungen aufzubauen, Freude und Intimität zu erleben und sich im eigenen Körper zu Hause zu fühlen, negativ beeinflusst.
Es gibt aber auch eine gute Nachricht! Der gewaltige Zuwachs an Wissen über traumatische Erfahrungen und deren Heilung macht es möglich, entstandene Schädigungen zu verringern oder sogar zu beheben. Das hängt maßgeblich damit zusammen, dass man die natürliche Plastizität des Gehirns nutzen kann, um sich – als Betroffener – wieder völlig lebendig und in der Gegenwart verwurzelt zu fühlen. Für das posttraumatische Wachstum stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung:
1. Top-down: durch Reden, (Wieder-)Herstellen einer Verbindung zu anderen Menschen und indem zugelassen […]