Es gibt viele Möglichkeiten, Achtsamkeit zu praktizieren. Nachdem wir uns vergangene Woche damit befasst haben, was Achtsamkeit genau ist, geht es nun darum, sie in die Tat umzusetzen. Zu Beginn ist es sicherlich am leichtesten, wenn du dir einen Rahmen schaffst, in dem es keine unnötigen Ablenkungen gibt.
Sitzende Meditation
Während es zwar unkompliziert ist, still sitzend zu meditieren, so ist es sicherlich nicht leicht. Wenn wir uns still hinsetzen, werden wir uns sehr schnell der Neigung des Geistes bewusst, in die Vergangenheit oder in die Zukunft zu wandern. Sich auf den Atem zu fokussieren ist eine sehr gute Methode, die Aufmerksamkeit in der Gegenwart zu halten. Eine nützliche Technik kann es am Anfang sein, die Atemzüge zu zählen: von eins bis zehn und dann ganz einfach wieder von vorn. Verlängere nach und nach die Dauer, in der du sitzt und beginne am besten mit fünf bis zehn Minuten. Du solltest nicht so lange sitzen, dass Frustration entsteht.
Gehmeditation
Die Gehmeditation mag für all diejenigen eine komfortable Option sein, die es schwer damit haben, still zu sitzen. Meditation im Gehen funktioniert am besten in der Natur oder auf einem ruhigen Feldweg – überall dort, wo Autos und Geräusche uns nicht ablenken können. Falls du in einer Stadt wohnst, erfüllt ein ruhiger Park sicherlich auch diesen Zweck. Während du gehst bleibe bei dir und betrachte, wie sich die Natur rund um dich herum entfaltet. Es geht nicht darum, aktiv zu denken, sonder vielmehr darum, zu beobachten. Falls deine Aufmerksamkeit abwandert, finde einfach zu deinem Atem zurück. Sei dir deiner Schritte bewusst und berühre die Erde so sanft wie möglich.
Achtsam essen
Achtsam, also wirklich bewusst zu essen, ist eine sehr wertvolle und edle Aufgabe, der wir uns in dieser schnelllebigen Fastfood-Kultur stellen können. Nimm dir vor, mehrere Mahlzeiten in der Woche in kompletter Stille einzunehmen. Bevor du zu essen beginnst, nimm dir etwas Zeit, um deine Mahlzeit anzuschauen. Nimm die Farben und Düfte wahr. Nimm kleine Bissen in den Mund und leg das Besteck danach immer wieder ab. Versuch, jeden Bissen 30 Mal zu kauen. Wieder gilt: Sei dir deiner Gedanken und Assoziationen bewusst. Mach Pausen und komm zu deinem Atem zurück.
Immer und überall
Wenn wir in Sachen Achtsamkeit geübter werden, lassen wir sie nach und nach in sämtliche Aspekte unseres täglichen Lebens einsickern. Arbeit wird zu einer Arbeits-Meditation. Am Morgen aufzustehen und abends ins Bett zu gehen, wird zu bewusst ausgeführten Ritualen. Wir werden achtsamer in unserer Art zu kommunizieren, achtsamer beim Sex, in der Kindererziehung und in all den kleinen Details unseres täglichen Lebens. So wird unser Leben zu einem andauernden Erwachen – für die Wunder dieser Welt und für unseren Platz in ihr.
Zwischen der buddhistischen Achtsamkeitspraxis und Yoga gibt es übrigens viele Überschneidungen. Yoga ohne Achtsamkeit wäre wie … ja wie eigentlich? Jedenfalls nicht das, was es ist: Ein Weg zu uns selbst. Diese Betrachtungen haben sich für uns als ein Weg bewährt, die Yogapraxis von der Yogamatte in alle Bereiche des Lebens, auch in Küche und Klo, mitzunehmen.
Autor
Liz Huntly und Roland Jensch leben auf ihrer kleinen Farm in Ontario/Kanada und verbringen viel Zeit im Gemüsegarten und mit Hühnern, Ziegen und Bienen. Sie unterrichten weltweit Workshops, Retreats und in Yogalehrer-Ausbildungen in englischer und deutscher Sprache. www.lizandroland.ca